Ich bin traurig.

Weihnachten ist die Zeit der glücklichen Gesichter.
Ich bin nicht glücklich.
Am Mittwoch bin ich zum Weihnachtsessen im Pflegeheim mit Paula eingeladen. Es macht mir Angst, dorthin zu gehen, weil ich mich so gar nicht mit der Realität konfrontieren mag. Weihnachten war immer so eine schöne Zeit für mich, als ich noch ein Kind war. Paula wusste Weihnachten zu zelebrieren. Ihr Haus steht leer. Sie ist nicht da. Trotzdem riecht es nach ihr. Es ist so unerträglich. Ich stehe mit einem Bein in der Zukunft und mit dem anderen in der Vergangenheit.

Ich würde so gerne mein Weihnachten anders feiern. Mit den Menschen, die ich liebe. Freunde. Menschen, die mir gut tun und die mir am Herzen liegen. Ich werde arbeiten an Weihnachten, um zu verdrängen, wie einsam ich mich fühle. Ich werde nicht einmal meine eigene Familie sehen.

Ich bin traurig. Ich soll es nicht sein. Schon wieder traurig.
Ich trauere um meine Mutter, die mir gerade um Weihnachten so schrecklich fehlt. Ich trauere um Paula, die mir immer so ein Fels war. Jetzt bin ich ihr Fels und es ist nicht leicht.
Traurig sein ist nicht sexy. Es verstört.

Ich sollte aufgestellt sein.
Aber das schaffe ich nicht. Ich bin schlussendlich auch nur ein Mensch.

Ein Gedanke zu “Ich bin traurig.

  1. Es ist nicht einfach in der Weihnachtszeit, für Menschen die ein liebes Angehörige vermissen, es schmerzt noch mehr als sonst schon. Irgendwann in unserem Leben macht es eine Wendung – bei Dir leider schon etwas früh – dann werden wir zu solchen Paula’s. Dann können wir die Liebe an Menschen weiter geben, an unsere Familien oder an die, die es nicht so gut haben und auch alleine sind. Wenn du über die Weihnachtstage nun arbeitest, bist du an deinem Arbeitsplatz auch so eine Paula. Wer weiss, vielleicht ein paar Tage später, event. nächstes Jahr, zelebrist du Weihnachten mit deiner Familie, genau so wie Paula es getan hat. Sie würde sicher stolz sein auf dich, dass du ihre Weihnachtsbotschaft weitergibst, weiterführst. Weihnachten findet so statt wie wir dies gestalten.

    Am Mittwoch wünsche ich dir viel Kraft, beim Zusammensein mit Paula, ihre Seele wird es spüren dass du da bist, trotz den schwierigen Umständen der Demenz.
    Herzlich grüsse ich dich, Marylouise

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