Schockstarre

Es ist schon sehr spannend für mich zu beobachten, wie es mir seit Papis Tod vor acht Wochen ergangen ist. Die ersten Tage und Wochen verbrachte ich in einer Art Schockstarre, wirklich Zeit zum Trauern nahm ich mir erst um den 21.12. herum. Ich war bereit für die Raunächte.

Hilfreich war mir als Begleitlektüre nebst „Aufbruch in den Raunächten“ auch „Zeit der Trauer“ von Verena Kast. Ein Satz hat mich sehr beschäftigt:

„…Hier wird sichtbar, wie sehr die Beziehung zwischen zwei Menschen eine gemeinsame Welt schafft, sodass das Erlebnis des Todes es mit sich bringt, dass auch dieses gemeinsame Erleben der Welt nicht mehr vorhanden ist. Ein Aspekt der Trauerarbeit wird also sein müssen, dass ein neues Verhältnis zur Welt geschaffen wird…“

Nun, meine Welt ist seit dem Tod meines Vaters eine andere. Ich bin mir bewusst, was ich verloren habe: meinen mir nächsten Menschen, einen guten Freund, einen liebenswerten und klugen Zeitgenossen, einen Menschen, der die Natur über alles geliebt und diese mir seit frühester Kindheit nahe gebracht hat.

Ich fahre schmunzelnd durch die Winterlandschaft, weil ich weiss, wie sehr er den Schnee gehasst hat. Papi und Schnee – das war keine Liebesgeschichte. Aber ich mag den Schnee, weil er so still und schön ist. Weil ich den blauen Toggenburger Himmel liebe.

Ich bin froh, haben wir die Urne meines Vaters und nicht seinen toten Körper in der Erde vergraben. Der Gedanke, dass er so in der Kälte in der Tiefe vergraben liegt, wäre für mich schwer auszuhalten. Er mochte die Wärme, die sommerliche Hitze sein ganzes, sportliches Leben lang. Nur am Ende, da mochte er sie nicht mehr.

Wenn ich morgens zur Arbeit fahre, denke ich oft an ihn. Nie hat er die Umfahrung Bütschwil erlebt. Er hätte sie bestimmt gemocht. Die Umfahrung Wattwil wird er nie sehen. Wie oft bin ich als Kind und Jugendliche mit ihm ins obere Toggenburg gefahren? Wie oft haben wir uns über den langen Fahrweg beklagt? (Ehrlich gesagt nie, denn wir hatten immer ein Gesprächsthema, worüber wir quatschen konnten).

Ich bin sehr dankbar dafür, dass wir vor einigen Jahren über den Tod meines Bruders sprechen konnten. Mein Vater war damals schwer an Prostatakrebs erkrankt und fürchtete, dass er nicht mehr lange leben würde. Die Offenheit am Ende eines Lebens erachte ich als Weiterlebende als sehr heilsam. Sie ist mir aber auch immer ein Zeichen dafür, dass die Schranken fallen. Am Ende eines Lebens hat man nicht mehr viel zu verlieren. Man ist offen für Wahrheiten und das Niederreissen von Mauern und Tabus.

Ich hatte mich noch auf so viele Begegnungen gefreut. Ich wollte mit meinem Vater in den Wildpark Buchs fahren. Greifvögel aus nächster Nähe sehen. Mich mit ihm zusammen über die Schönheit der Natur freuen. Dass es nicht dazu kommt, macht mich sehr traurig, aber auch energisch. Ich will noch so vieles sehen und erleben und ihn in meinem Herzen mittragen.

Lass die Maske fallen

„Zieh die Maske ab, ich möchte dein Gesicht sehen“, sagte mein Vater, als ich ihn an Pfingsten 2020 im Pflegeheim besuchte. Das Sprechen fiel ihm damals noch nicht schwer, das Bewegen seiner Beine hingegen schon. Ich bin seinem Wunsch nicht nachgekommen, weil mir das schlimmstenfalls einen Rauswurf aus dem Heim eingebracht hätte.

Rückblickend bereue ich es, dass mein Vater mich nicht mehr ansehen konnte.
Mein Vater ist vor zwei Monaten nach langer, schwerer Krankheit zuhause verstorben. In all der Zeit hat er mich nie mehr ohne Gesichtsmaske gesehen, denn das war eine der Abmachungen, die wir als Familie getroffen haben: Lieber so, als dass die Eltern Gefahr laufen, krank zu werden.

Ich sah meinen Vater immer sehr gerne an. Er war ein gutaussehender Mann. Das war er nicht immer gewesen, hatte er mir vor Jahren verraten. Als Jugendlicher litt er unter einer schlimmen Akne, die ihm einige Narben im Gesicht einbrachten. Deswegen hat er sich dann später auch einen Bart wachsen lassen. Als kleines Kind habe ich seinen Bart geliebt. Und als er einmal erwog, diesen zu rasieren, habe ich ihm gedroht: „Dann bist du nicht mehr mein Papi.“

Unsere Vater-Tochter-Beziehung war immer sehr ehrlich gewesen. Ich konnte ihm als Teenager alle meine Sorgen erzählen. Er hatte immer ein offenes Ohr für mich und selten Ratschläge. Die meisten unserer Gespräche fanden statt, wenn er seine Kaninchen fütterte. Er hörte mir zu, runzelte die Stirn und am Schluss lud er mich jeweils zum Znacht oder einem Kaffee zuhause ein.

All das konnten wir die letzten Monate seines Lebens nicht mehr geniessen. Alles fiel ihm schwer. Er litt und ich stand daneben und konnte ihm nicht helfen. Wahrscheinlich ist all das auch nicht die Aufgabe einer Tochter. Für ihn war wichtig, dass ich mein eigenes Leben lebe, dass ich das tue, was mir wichtig ist. Er hat nie den Wunsch geäussert, dass ich ihn mit-pflegen sollte. Das war für uns beide wohl zu intim. Ich meine, den eigenen Vater derart verletzlich zu erleben, war für mich, trotz 20 Jahren Berufserfahrung in Pflege und Betreuung, ein Schock:

Einen Menschen zu pflegen verlangt von einem, dass man die Maske fallen lässt. Beim Pflegen ist man körperlich und seelisch nahe an seinem Mitmenschen. Anders könnte man ihm gar nicht begegnen und helfend tätig sein. Gleichzeitig trägt man die Maske der Professionalität, die es einem möglich macht, tagtäglich menschliches Leid zu ertragen. Wenn man nun seinen Angehörigen pflegt, umgibt man sich in grosser Nähe zu jenem Menschen, den man liebt, verliert jegliche Zeit und Sorge zu sich selber und muss sich gleichzeitig mit der Endlichkeit des Seins abfinden. All dies ist eine schwer erträgliche Sache.

Ich durfte in den letzten Stunden seines Lebens an meines Vaters Seite sitzen. Ich trug dabei eine Maske. Zwischendurch ging ich auf die Terrasse, um frei durchzuatmen, eine neue Maske anzuziehen, weil die alte von Tränen durchfeuchtet war. An jenem 19. November war ich tieftraurig, weil ich wusste, dass ich meinen Vater nun gehen lassen muss. Doch ich war gleichzeitig von einer grossen Erleichterung durchflutet: ich durfte meinen Vater besuchen. Er musste nicht alleine im Pflegeheim sterben. Ich hätte nie gedacht, dass mich diese Tatsache so glücklich machen würde. Was für ein verdammtes Scheissjahr.

Papi und ich

Das Familienfoto

Dieses eine Familienfoto zeigt alle Ebenen der Trauer und des Todes in meinem Leben auf. Ich mag es seit frühester Kindheit.

Auf dem Foto ist meine Kernfamilie zu sehen. Da ist meine Omi, meine Mutter, damals schwanger mit meinem Bruder, mein Vater und ich, mein Opi und meine Uromi zu sehen. Im Vordergrund sitzt mein Uropi. Dahinter der Hund meiner Urgrosseltern. Dort, wo mein Uropi sitzt, wächst nun ein Rosenstrauch. Ich sehe dieses Foto an und bin mir bewusst, dass ich die einzige bin, die von all jenen noch am Leben ist.

1979 trat der Tod zum ersten Mal wissentlich in mein Leben. Mein Bruder starb wenige Tage nach seiner Geburt. Ich war 2 Jahre alt, kann mich aber bis heute an Bruchstücke, an seinen kleinen weissen Sarg erinnern. Da war diese Beerdigung, dieses kleine Grab. Ich trug einen roten Mantel. Meine Eltern, meine Omi, weinten.

1983 starb Röös, meine Urgrossmutter. Auch an ihren Tod kann ich mich sehr gut erinnern. Sie wachte eines Morgens einfach nicht mehr auf. Ich war sechs Jahre alt, stand in der Stube neben dem antiken Buffet. Röös war sehr alt geworden. Ihr Tod fühlte sich logisch an. Es war eben an der Zeit.

Ein Jahr später starb mein Uropi Henri im Alter von 95 Jahren. Mein Opa hatte ihn und meine Urgrossmutter zuhause gepflegt. Erst viele Jahre später verstand ich die Tragweite von Opis Engagement. Mein Uropi war der erste Mensch, den ich tot gesehen habe. Er trug ein Totenhemd mit Spitze und sah aus wie ein schlafender, sehr alter Engel.

Dann hatte ich sehr lange Ruhe vor dem Tod. 1997, ich war knapp 20 Jahre alt, starb mein Opi an Leberkrebs. Er wusste nach der Diagnose, wie er sterben würde und hat mit niemandem gross darüber geredet. Ich bekam nur mit: „es würde heftig werden“. Opi erstickte langsam. Davor hatte er grosse Angst. ich nehme an, das hat auch mit seinen Kriegserfahrungen zu tun. Das langsame Sterben, der Verlust an Luft, hat ihm immer Angst gemacht. In Zeiten von Covid können wir das vielleicht alle gut nachvollziehen.

Nach Opis Tod dauerte es weitere zehn Jahre, bis der Tod wieder in mein Leben trat. Meine Mutter, damals 56 Jahre alt, litt an Leberzirrhose. Sie starb in einem Pflegeheim, in der Nähe des Ortes, wo sie geboren worden war, neben dem Spital, wo sie mich 30 Jahre zuvor geboren hatte.

Mutters Tod veränderte mein eigenes Leben total. Mit einem Mal war ich mit der Frage konfrontiert, was ich für eine Frau werden würde, jetzt nach Mutters Tod. Mir war klar, ich würde niemals heiraten, niemals Kinder kriegen, nie ein Leben führen, wie es vielleicht (für jemand anderen) angebracht wäre. Das war ein gutes, wenn auch wildes Gefühl. Es begleitet mich bis heute.

Als meine Mutter starb, war ich an ihrer Seite. Ich kriegte mit, wie es ist, wenn ein Mensch langsam stirbt. Wie es sich von aussen anfühlt, wenn ein Mensch geht. Das war eine absolute Grenzerfahrung, vielleicht vergleichbar mit der Geburt eines Kindes, nur einfach andersrum.

Es dauerte weitere zehn Jahre bis 2017. Dann starb meine Omi. Kurz nach Mutters Tod trat Omis Demenz in Erscheinung, so als hätte sie nur darauf gewartet, endlich schalten und walten zu können. Omis Geist tauchte ab. Sie war zwar immer noch der gleiche, liebevolle Mensch, doch all ihre Erinnerungen verschwanden. Für mich war das eine Katastrophe, denn ich begriff, wieviel sie mir bedeutete, wie stark sie mich all die Jahre begleitet hatte.

2020 verlor ich meinen Vater. Was soll ich dazu sagen?
Er fehlt. Sein Verlust ist eine offene Wunde an meinem Herzen.
Er war mir einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Ich habe ihn sehr geliebt. Ich war immer so stolz auf ihn. Ich sah ihn gerne an. Ich hatte ihn furchtbar gerne. Vielleicht dachte ich in meinem töchterlichen Kind-Ich: er ist unsterblich.

Das war er leider nicht. Ich weiss, dass er an seiner Krankheit unsagbar litt.
Dass sein Tod eine Erlösung für ihn war. Dass ich ihn sehr vermisse. Dass ich von ihm träume.

Ein Nachruf.

Rolf Debrunner wurde am 19.2.1948 im alten Spital Frauenfeld als jüngerer Sohn von Hermann und Ida Debrunner geboren. Er wuchs in Wetzikon TG als Bauernsohn auf. Schon früh entdeckte er seine Liebe zur Natur und seine Freude an Tieren. Er begann schon als kleiner Bub mit der Kaninchenzucht. Er lernte später den Berufs des Landschaftsgärtners, verbrachte einige Zeit in Australien und kehrte zurück in den Thurgau, als sein Vater schwer krank wurde.

Rolf Debrunner absolvierte die Radfahrer-RS. Die Freundschaften, die er dort knüpfte, hielten ein Leben lang. Mit 20 Jahren lief Rolf den ersten Waffenlauf, er schaffte sogar fast 30 Frauenfelder Militärwettmärsche. Er blieb ein Leben lang dem „Frauenfelder“ verbunden.
1974 heiratete er Ursula, hatte mit ihr 3 Kinder: Zora, Swen und Denise. Er trauerte sehr, als sein Sohn nach 3 Tagen verstarb.

Obwohl er selber keine besonders schöne Kindheit erlebt hatte, war er seinen überlebenden Töchtern ein liebevoller, engagierter Vater. Er legte wert darauf, für sie da zu sein, war immer ein verständnisvolles, liebevolles, geduldiges Gegenüber.

Er war sein Leben lang ein begeisterter Velofahrer, freute sich über jegliche Sendungen über die Tour de Suisse oder Tour de France.
Er arbeitete lange Jahre als Maschinist in der Baufirma Zehnder in Wängi, übernahm 1985 die Stelle des Schulhauswartes der Schulen in Hüttwilen.

In den 90er Jahren traf er auf seine grosse Liebe Helene und konnte viele schöne Jahre mit ihr erleben. Diese Liebe war ihm sehr wichtig, und er erwähnte auch dies immer wieder gegenüber seiner Tochter.
In der Kaninchen- und Hühnerzucht konnte er viele Erfolge feiern. 1989, an seinem 41. Geburtstag, gewann er mit seinem Kleinsilber-Rammler den Titel „Schweizer Champion“ in Bern.
Mein Vater züchtete die verschiedensten Kaninchenrassen, angefangen von „Japanerkaninchen“ über die „Silberkaninchen“. Mit seinem grossen Züchterwissen wurde ihm 1999 das Amt als Obmann Geflügel angeboten. Dieses übte er bis zum Jahr Jahr 2016 aus. Von 2010 bis 2016 war er Zentralpräsident des Schweizer Silberkaninchen-Klubs und prägte so mit seiner Frau zusammen das Vereinsleben.


„Neues und anspruchsvolle Zuchtarbeit faszinierten ihn stets. Er engagierte sich intensiv beim Aufbau neuer Kaninchenrassen in der Schweiz. So war er als Mann der ersten Stunde bei den Rassen Deilenaar, Farbenzwerge silber und Weissgrannen schwarz massgeblich beteiligt.“ (Zitat Luzia Bösch, Schweizerischer Silberklub)

Um 2011 zog er mit seiner Familie eine kleine Krähe auf, dieses Erlebnis schweisste die ganze Familie noch mehr zusammen.
Nach seiner Pension arbeitete er eine Zeit lang als Knecht. Er erzählte oft mit strahlenden Augen, was er bei der Arbeit auf dem Bauernhof ob Eschenz erlebt hatte. Gleichsam waren ihm Ausflüge im familiären Rahmen, sei es auf dem Untersee oder dem Rheintal wichtig.
Um 2016 erkrankte er schwer. Seine letzten Lebensjahre waren geprägt vom Willen, seine Krankheit zu besiegen und der Liebe zur Natur, insbesondere zu den Singvögeln.
Sein Wunsch, den er bei seiner Pensionierung äusserte, noch viel mit seiner Frau zu unternehmen, blieb leider unerfüllt.

Er wurde bis zuletzt zuhause von seiner Frau Helene liebevoll gepflegt. Er starb am 19. November 2020, kurz vor sechs Uhr abends. Sein bescheidenes Wesen, seine sensible, kluge Art, sein lieber Blick werden uns für immer fehlen.

Ein (letzter) Liebesdienst

Als meine Mutter starb, waren sie und mein Vater schon viele Jahre geschieden und das war gut so. So hatten sie beide, aus meiner jugendlichen Sicht, eine Chance, ihr Lebensglück zu finden und zu leben.
Meine Mutter war allerdings kein einfacher Mensch. Sie hat ihren ganzen Zorn auf meinen Vater projiziert und das war richtig übel. Er entschied sich 1994 während der Scheidung das Sorgerecht für mich und meine Schwester zu erkämpfen. Dafür werde ich ihm immer sehr dankbar sein.
Nun, als meine Mutter 2007 starb, hatte mein Vater allen Grund, sich nicht für ihr Sterben zu interessieren. Doch er unterstützte mich bei der Begleitung meiner Mutter so gut er (und seine Frau) es konnten.

In ihren letzten Stunden war ich an ihrer Seite. Ich habe alle Formalitäten erledigt, die so ein Todesfall mit sich bringt. Und weil meine Omi im Toggenburg gewünscht hat, dass meine Mutter auf dem Friedhof beerdigt wird, wo mein Opi begraben liegt, habe ich mich natürlich sehr dafür eingesetzt.
Doch weil die bürokratischen Mühlen langsam mahlen, war es nun mal so, dass ich Mamis Urne beim Friedhof Oberkirch in Frauenfeld abholen und selber ins Toggenburg fahren musste. Mein Vater bekam dies mit und verbot es mir mit aller Vehemenz, die ich von ihm bis dahin nicht kannte.
„Was soll ich denn machen? Sie muss doch auf den Friedhof, weil am nächsten Tag die Beerdigung ist.“, entgegnete ich ihm am Telefon.

Und so holte mein Vater mich zuhause im Thurgau ab, fuhr mich zum Friedhof Oberkirch und holte mit mir die Urne meiner Mutter ab. Dann fuhren wir ins Toggenburg und lieferten ihre sterblichen Überreste auf dem Friedhof ab.
Auf der Fahrt erzählte mir mein Vater, wie er die Beerdigung meines Bruders, 28 Jahre zuvor, erlebt hatte. Ich begriff mit einem Mal, vor welchem Schmerz, welcher Überforderung, er mich nun beschützen wollte. Dass er mit seinem Einsatz weit über seine eigenen Grenzen ging, begriff ich erst später.

Kurze Zeit später sassen wir bei Omi in der Küche. Wir weinten alle drei, umarmten uns. Wir weinten um Bruder, Mutter, Sohn, Tochter, Enkel und wahrscheinlich noch sehr viel mehr um uns. Die Trauer und das Bedauern bekamen mit einem Mal eine Form. Es war ein sehr liebevoller, ehrlicher und trauriger Moment, den ich nie mehr vergessen werde.

Kurze Zeit später machte sich Omis Demenz bemerkbar. Ich hatte das Gefühl, dass sie nun, mit dem Tod ihrer Tochter ihre Aufgaben erledigt hatte, und sein und fühlen konnte, was sie brauchte.
13 Jahre nach meiner Mutter starb im November 2020 nun mein Vater und ich empfand es als Ironie des Schicksals, dass wir unter Corona-Massnahmen auf dem Friedhof Oberkirch von ihm Abschied nahmen. Am gleichen Ort, wo er fast 13 Jahre zuvor an meiner Seite war, als es galt, meine Mutter zu beerdigen. Panta rhei.