Fünf Jahre

Fünfeinhalb Jahre

Bald leben wir ein halbes Jahrzehnt hier im Toggenburg und die Zeit scheint zu rasen. In wenigen Tagen werde ich 43 Jahre alt und mir scheint, als gehe vieles sehr schnell.

Das Haus hat sich verändert. Der Garten nicht.
Im Garten wachsen Rosen und andere Pflanzen. Viele Tiere halten sich bei uns auf, angefangen bei Schmetterlingen, Ameisen, Bienen, verschiedensten Vögeln wie Elstern, Wasseramseln, Kleibern, Buntspechten, Spatzen, Kohlmeisen, dann Füchse, Marder, Igel und all die Nachbarskatzen…

Ehrlich gesagt bin ich froh, dass Omi seit 2017 nicht mehr lebt. Wie hätte ich ihr erklären sollen, dass ich sie über zwei Monate nicht mehr hätte besuchen dürfen? Wie hätte sie verstanden, was eine Pandemie ist? Sie hat weiss Gott vieles erlebt, aber das ist ihr erspart geblieben!

Ich denke oft an die Angehörigen jener älteren Menschen, die in Pflegeheimen verstorben sind. Die nicht besucht werden durften. Es tut mir weh, denn ich weiss genau, wie wichtig diese Begegnungen für Angehörige und die älteren Menschen sind. Man sieht sich. Umarmt sich. Redet.

Ich kann nur ahnen, wie viele Angehörige ihre älteren Menschen nicht mehr besuchen konnten. Vor dem Tod. Was für eine Lücke das hinterlässt. Was für Narben bleiben. So viel sollte noch besprochen werden. So viele Umarmungen fehlten noch. Es brauchte so viele wichtige Gespräche. Verzeihungen. Entschuldigungen. Liebesbekundungen. Letzte wichtige Worte. Von allen Seiten.

Allesamt sind sie in vielen Situationen ausgeblieben. Die Hinterbliebenen bleiben vielfach mit ihren Emotionen alleine. Trauerarbeit bleibt auf der Strecke in einer Zeit, wo die einen Rücksicht auf andere unternehmen und andere Party machen.