Eins, zwei, drei, tschüss.

Omi und ich haben oft miteinander telefoniert.
Sie kam jeden Mittwoch bei uns zuhause bei meinen Eltern vorbei und abends rief sie mich an, wenn sie wieder im Toggenburg war.
Wir konnten endlos miteinander quatschen.
Es war ganz schwer, jeweils den Hörer aufzuhängen, weil jeder von uns beiden noch etwas in den Sinn kam, was ganz wichtig war.

Irgendwann sagte ich zu Omi, ich glaube, ich war neun damals:
„Wir müssen einen Abschiedsgruss miteinander abmachen.“
Omi sagte: „Ja, aber welchen?“
„Eins, zwei, drei, tschüüüüühüüüs!!!“
Omi war einverstanden.
Und so verabschiedeten wir uns von da an bei jedem Telefonat mit „Eis, zwei, drüü tschüüüüühüüüs!!!“

Aber irgendwie funktionierte es immer noch nicht richtig.
Omi meinte, es muss ganz gut aufhören, am Schluss.
Sie schlug vor „Ich ha di gärn“, zu sagen.
Und ich sagte: „Ich ha di ganz fescht gärn, Omi.“
Und sie sagte: „Ich dich au.“

Und so machten wir das von da an.
Wir hielten es bis fast am Ende durch.
Irgendwann wusste Omi meine Telefonnummer nicht mehr.
Irgendwann vergass sie meinen Namen.

Als ich vor bald fünf Monaten am wirklichen Ende an ihrem Sarg stand und sie ein letztes Mal anschaute, sagte ich:
„Eis, zwei, drüü, tschühüüüss. Ich ha di ganz fescht gärn, Omi.“

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