Paula und die Päpste

Paula war während ihrer 40er Jahre eine eifrige Wallfahrerin. Sie war in Lourdes und einige Male in Rom. In ihrem Gebetsbuch trägt sie die Bilder „ihrer“ Päpste Johannes XXIII und Paul VI mit sich herum. Deren Bilder, schwarz-weiss, etwas unheimlich, hingen in ihrem Haus im Toggenburg und begleiteten mich so durch meine Kindheit.

Beim Scannen alter Negative machte ich die Bekanntschaft mit Paulas Reisen. Lustig ging es da zu und her. Paula und ihre Arbeitskolleginnen, mehrheitlich Italienerinnen, machten Rom unsicher. Da ist Paula in ihrem Hotelzimmer, Paula in Rom, Paula an der Sonne, immer strahlend, immer glücklich.

Ich weiss nicht, wie stark Paula noch mit dem lieben Gott und ihren Päpsten kommuniziert. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob sie damals verstanden hat, dass Johannes Paul II gestorben ist und Benedikt XVI ans Ruder kam. Wie soll ich ihr erklären, dass der alte Papst nicht tot ist, sondern, im gleichen Alter wie sie, sich zurückgezogen hat? Wie erkläre ich Paula, dass der neue Papst einen neuen Namen trägt, nämlich Franz. Sie wird mich für verrückt halten.

Nachtrag 30.3.2013
Wir sprechen über den neuen Papst. Paula nickt eifrig und meint, der neue hätte einen einfacheren Namen als der letzte. Ich sage: „Der neue heisst Franz“. Sie nickt eifrig. „Hast du von dem schon gehört, Paula?“ Sie nickt erneut und zeigt auf das Photo auf ihrem Nachttisch. „Ich hab sogar ein Bild von ihm. Er ist ein hübscher.“ Das Bild zeigt Johannes XXIII.

3 Gedanken zu “Paula und die Päpste

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