Barri war ein Schäferhund-Appenzeller-Sennenhund-Mischling. Er war der Hund meiner Urgrosseltern. In jungen Jahren büchste er aus dem Garten aus und wurde im Altstädtchen von einem Auto angefahren. Er hinkte seither.
Barri war mir der liebste Hund und Paulas bester Freund. Sie hat ihn sehr geliebt. Barri war auch der schlecht erzogendste Hund ever. Er konnte zwar Pfötchen geben und Stöckchen holen, aber das war’s dann auch schon.
Dieser Hund war wirklich aussergewöhnlich. Er liebte es, in den Bach zu springen, der aus einem kleinen Tunnelkanal am Haus meiner Grosseltern vorbei floss. Sein grosses Geschäft verrrichtete er meistens im Tunnel. Wir Kinder machten uns einen Spass daraus zu warten, bis es an uns vorbei floss.
Ich liebte es, mit Barri an der Sonne zu liegen und zu träumen. Ich bin mir ganz sicher, dass auch er oft geträumt hat.
Als ich schon in der Lehre war, wurde Barri krank. Er muss bestimmt 15, 16 Jahre alt gewesen sein. Er konnte immer schlechter laufen. Irgendwann brach er zusammen. Es regnete. Paula und ihr Mann mussten den Tierarzt holen.
Ich weiss nicht genau, was damals passiert ist, aber es hat Paula sehr lange beschäftigt. Immer wieder machte sie sich Vorwürfe.
Der Tierarzt hatte Barri eine Spritze gegeben. Paula wartete im Regen, bis er tot war. Sie sagte später, der Tierarzt habe Barri wie ein Stück totes Fleisch abtransportieren lassen. Sie war sich lange nicht sicher, ob er wirklich tot war. Oft litt sie unter Albträumen, Barri würde noch leben und gequält werden. Wie oft haben wir darüber gesprochen und geweint. Noch Jahre später, sogar nach Opas Tod, unterschrieb sie alle Briefe mit „Paula, Opi und Barri“.
Das hat vor ein paar Jahren aufgehört. Vielleicht ist das etwas der wenigen Dinge, die gut sind an einer Demenz. Man erinnert sich nicht mehr an alle Scheusslichkeiten des Lebens. Man vergisst seine lieben Toten und ist für sich selber existent und irgendwann nicht einmal mehr das.
Ein Gedanke zu “Paula und Barri”