Wenn andere über ihre Kinder reden, spreche ich über Omi Paula. Während meine Kolleginnen über aufsässige Teenager sprechen, erzähle ich von Paulas Abenteuern im Pflegeheim.
Es ist eine verkehrte Welt. Andere Frauen in meinem Alter sind Mütter pubertärer Teenager. Ich dafür hab Omi.
Omi lebt ihr eigenes Leben. Sie braucht mich nicht offensichtlich. Sie ist nicht aufsässig, aber sie fordert mich auf ihre eigene Weise. Während andere „Mütter“ hoffen, dass ihre Kinder erwachsen werden und sich immer mal wieder melden, weiss ich ganz genau, dass ich Paula verlieren werde.
Letzthin schauten wir ein Bild an. Es ist mein liebstes Bild von uns. Ich stehe neben ihr in meinem türkisfarbenen Kinderbademantel. Sie trägt ihr pied-de-poule-Kostüm. Sie lächelt, als sie es sieht.
Sie zeigt auf mich und sagt: „Das bin ja ich.“ Paula lächelt. Sie streichelt über das Photo. Dann zeigt sie auf ihr Bild: „Und die Grosse hier bist du.“
Die Rollen haben längst gewechselt
sie hat einen scharfen blick – irgendwie … und sieht mit dem herzen glasklar …
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