Bei schönem Wetter ins Toggenburg zu fahren, ist eine tolle Sache. Die Landschaft ist abwechslungsreich und verstörend grün für diese Jahreszeit.
Das Haus steht wie immer still da.
Wir packen unsere Sachen aus dem Auto. Kaum sind wir beim Haus, kommt uns Röteli entgegen. Er miaut. Mir scheint, als wäre seit Omis Fortgehen kein Tag vergangen.
Ich verstaue die Schachteln mit den Weihnachtssachen im Estrich. Weihnachten ist für mich dieses Jahr kein Thema. Kein Baum, keine Krippe, keine festliche Kugel hängt. Ich entziehe mich dem Familienzauber durch Arbeit. Ich mag mich nicht familiär geben, obwohl ich mir nichts anderes sehnlich wünsche. Doch im Haus scheint Weihnachten zu sein. Ich stosse in den Schränken auf Weihnachtsteller, Weihnachtstassen und Omis Krippe.
Die Krippe ist aus Holz. Ganz einfach. Die Figuren sind uralt. Ich mag sie. Die Marienfigur ist abgewetzt. Sie scheint mir die wichtigste von allen. Dann ist da Josef. Schliesslich das Kind in der Krippe. Aber in meiner Erinnerung sind da auch noch diese Zwerge aus Tannzapfen, die auf Skiern über das Dach fahren. Sie müssen aus den 60er Jahren stammen. Ich weiss noch genau, wie gerne ich mit diesen Figuren spielte.
Ich hab sie die letzten Monate im ganz Haus gefunden. Omi hat sie in Schränke und Schubladen getan, eingewickelt in Haushaltspapier oder Taschentücher. Ein Puzzle, das nur ich lösen kann, weil nur noch ich da bin, die sich erinnert.
Ich schleife die Wände in meinem zukünftigen Büro. Fast drei Stunden lang ohne Pause. Der Kaminfeger kommt, Sascha zeigt ihm den Ofen. Russ entfernen. Den Kochherd anschauen. Ich aber schleife. Die Zeit rauscht an mir vorbei. Dann, ich bin fast fertig, breche ich mit einem Fuss im Boden ein.
Zum Glück sind es nur 20 Zentimeter. Ich bin zu Tode erschrocken. Aus dem Loch kriecht eine grosse schwarze Spinne. Ich rette mich an die frische Luft.
Später fotografiere ich die Stelle. Das Brett ist morsch. Trotz allem muss ich lächeln. Was habe ich erwartet? Das Haus ist 175 Jahre alt. 1839 wurde es erbaut. 138 Jahre vor meiner Geburt. Und wahrscheinlich wird das Haus noch stehen, wenn ich längst tot bin.
Nachtrag: wir haben heute insgesamt 125kg Sperrmüll entsorgt. Mit den drei anderen Ladungen an 50kg sind das mittlerweile 275kg.
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