Meine jüngere Familiengeschichte ist geprägt von zwei Weltkriegen und Männern, die einen Teil ihres (jungen) Erwachsenenlebens in der Armee und an der Grenze verbracht haben.
Mein Urgrossvater Henri und mein Grossvater Herrmann haben erst spät, mit fast 40 Jahren, ihre Familien gegründet. Was heute als hip erscheint, muss für die jeweiligen Eheleute nicht ganz einfach gewesen sein. Nach einem verheerenden Krieg, den Erlebnissen an der Grenze, endlich zu heiraten und Kinder zu kriegen, stell ich mir anspruchsvoll vor. Meine Grossmutter Ida und Urgrossmutter Anna waren ebenfalls weit über 30 Jahre alt, als ihre Kinder geboren wurden.
Sie ist tief in mir drin, diese Sehnsucht nach Familie, nach Menschen, die einem nahe stehen. Angehörige zu haben, bedeutet für mich Zugehörigkeit und Glück. Ich bin überzeugt, man lebt damit, was man seit Generationen mit auf den Weg bekommen hat.
Vielleicht hänge ich deshalb so am Haus. Es symbolisiert, wer ich bin. Das Haus ist kantig und vielschichtig. Es wurde fast zwei Jahrhunderte lang gepflegt, belebt und geliebt.
Wenn ich im Haus bin, bin ich denen nahe, die nicht mehr sind und deren Züge und Eigenheiten ich trotz alledem mehr oder weniger in mir drin trage.
Meine Verbindung zum Toggenburg, die Liebe zu den Bergen, den Menschen schlägt sich im Haus nieder. Darf ich glücklich sein, dort leben zu dürfen, wo ein Teil meiner Familie her stammt? Dort, wo die, die nicht mehr sind, begraben liegen? Oder sollte ich aus modischen Gründen sagen: es bedeutet mir alles nichts.
Dann wäre ich eine verdammte Lügnerin.