Es ist schon seltsam. Omi lebt seit zweieinhalb Jahren nicht mehr hier, doch ihr Dasein hat Spuren hinterlassen. Ihre Schränke sind leer, ihre alten Kleider verschwunden, ebenso ihre Schuhsammlung. Ich habe ihr Lieblingsgeschirr behalten. Ihr Lieblingsglas. Ihre Heiligenbilder.
Gestern haben wir den alten Komposthaufen befreit. Ich hab mich drauf gefreut, seine Erde für die Blumen zu gebrauchen. Leider dauerte die Freude nur kurz. Omi hat den Haufen offenbar nicht nur für verderbliche Reste gebraucht, sondern vor allem als Müllkippe. Tonnenweise Joghurtpapier, Katzenfutterdosen, Plastiksäckchen und Folien kamen zum Vorschein. Teilweise hat die Erde eine ockergelbe Farbe, so dass ich sie wohl oder übel entsorgen muss. Ein Trauerspiel.
Aber es wundert mich nicht. Omi hat sich die letzten Jahre im Haus nicht mehr gut orientieren können. Die offiziellen Müllsäcke waren ihr zu teuer. Einen Teil des Mülls hat sie verbrannt, was der Kaminfeger rasch gemerkt hat. Wo der andere Teil steckt, weiss ich jetzt.
Im alten Hühnerstall stossen wir auf Eternit-Blumenkästen. Die kann ich für die Bepflanzung brauchen. Warum Omi ein WC-Beseli (angeschimmelt) in einem der Kästen verstaut hat, werde ich nie erfahren.
Nachdem gestern meine Freundin Daniela vorbei kam und sich Stoffe ausgesucht hat, kann ich den Rest entsorgen. Ein Teil der Stoffe ist „rostig“ oder brüchig. Nicht mehr zu gebrauchen. Das gibt (mindestens) eine Fuhre zur Altkleidersammlung. Einige Stoffe sind bestimmt fünfzig Jahre alt und stammen von meiner Uromi Röös. Hosenstoffe und Anzugsstoffe behalte ich. Aber alles, was nicht mehr gut beisammen ist, kommt weg. Und das ist gut so.