Zügelfieber

Gestern sind wir nun also aus dem Thurgau ins Toggenburg gezogen. Der Tag ging vorbei wie im Fluge. Ich fühlte mich wieder kraftvoll.

Um viertel vor sieben kamen die beiden Zügelmänner an. Ich packte sofort die Katze ein, die das anfänglich gar nicht witzig fand. Fast zwei Wagenladungen voll mit unseren Kisten und den Möbeln stapelten die beiden Männer. Sie taten es aufgestellt und sehr freundlich, was in unserer Situation wohltuend war.

Sascha sorgte für die Katze und beantwortete Fragen der beiden Männer, derweil ich die Küche fertig ausräumte, mich von Geschirr trennte und anfing zu putzen. Draussen tobte ein kalter Wind. Durchzug. Abschied von den Nachbarn. Keine Tränen.

Um elf Uhr ging die Fahrt los.

Wir waren sehr dankbar, dass unsere neuen Nachbarn offenbar Saschas Flyer gelesen hatten und niemand die Einfahrt versperrte. Ich ging mit der Katze ins Haus, deponierte sie in ihrer neuen Stube und Sascha fing an, Schnee zu schippen.

Es war ein seltsames Gefühl, vor dem Haus zu stehen und sagen: jetzt bist du daheim. Das ist deins.

Das Haus war kalt. 5°C. Sascha feuert ein. Ich fange damit an, die Küche einzuräumen. Schmeisse weiter Sachen weg. Es ist ganz leicht. Was nicht passt, kommt weg. Mit einem Mal weiss ich, was wohin gehört.

Ich bemerke meine Müdigkeit. Jetzt in die Stube aufs Sofa liegen, neben die schnurrende Katze und schlafen. Das wärs. Aber das geht ja jetzt nicht. Später. Ich räume weiter aus.

Der Berg von Schachteln wird nicht kleiner. Aber immerhin ist die Küche jetzt ausgestattet und einsatzbereit. Vor lauter Auspacken vergesse ich das Essen. Das wird mir erst klar, als es mir trümmelig wird. Sascha kauft mir ein Sandwich. Ich esse. Packe weiter aus.

Die Katze darf schliesslich aus der Stube raus, als die Zügelmänner gegangen sind. Für sie ist es das erste Mal, dass sie in einem Haus mit Treppen lebt. Sie geht auf Entdeckungsreise. Sie ist neugierig. Ich erkenne sie nicht wieder. Mit einem Mal wird mein kleiner Stubentiger zu einem Raubtier. Das Estrichabteil, in dem ich Mäuse vermute, hat es ihr angetan. Kriege ich wohl bald kleine Geschenke von ihr?

Um Mitternacht falle ich ins Bett. Ich möchte lesen, aber die Nachttischlampe ist noch irgendwo im Haus. Aber ich weiss jetzt: Das Haus verliert nichts. Ich bin glücklich.

Kisten packen

Ich hab einen leichten blassen Schimmer, wie ich die Zügelei gestalten soll. Wir müssen Kisten packen. Uns von Dingen jeglicher Art trennen. Uns überlegen, wie wir die Katze verschieben und eingewöhnen.

Ich muss Omas Schränke verschrotten. Sie sind klobig, unpraktisch und viel zu gross für die kleinen Zimmer im Toggenburger Haus. Da sind Heizkissen, alte Lampen, Bügeleisen, die alle grob gefährlich sind.

Mein Plan sieht folgendes vor: vorhandenen Müll recyclen so gut es geht. alte Möbel per Mulde entsorgen. Nicht weinen.

Mir fällt der Wegzug aus dem Thurgau schwer. Trotz allem hängt mein Herz an meinen lieben Nachbarn, der Landschaft und dem Kanton als solches. Die Traktoren allerdings werden mir nicht fehlen.

St. Gallen ist mir denkbar unsympathisch. Die Steuern sind viel höher, die Motorfahrzeugsteuer jenseits von allem denkbaren. Die Nutzung des Öv’S bleibt für mich vom Toggenburg ins Thurgau unbefriedigend, was meine Dienstzeiten betrifft.

Doch ich freu mich aufs Toggenburg. Aufs Renovieren. Auf die Besuche bei Paula. Darauf, dass sie das Haus wiedersieht. Meine neuen Nachbarn. Die Berge. Das schöne Wetter.

Aber trotzdem gibts in meinem Herzen so eine neblige Ecke. Die wird wohl für immer thurgauisch bleiben.