Donnerstag.

Omi liegt friedlich im Bett. Ihre Atmung geht ruhig, ab und zu ist ein Rasseln zu hören.
Anders als am Mittwochabend bin ich gestern morgen ruhiger.
Gleichwohl steigen mir die Tränen in die Augen, als ich sie sehe.

Fast 40 Jahre war sie an meiner Seite. Sie hat mich immer beschützt.
Sie war da, als mein Bruder starb. Sie hatte immer ein gutes Wort für mich.
Sie war immer stolz auf alles, was ich gemacht habe.

Omi und ich (2) (685x582)

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omi und zora (2)

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Ich berühre ihre Hände. Sie sind kühler als noch am Mittwoch.
Omis Mund ist trapezförmig geöffnet.

Ich sitze da, streichle ihre Hand, ihre Wange.
Flüstere. Trockne meine Tränen.
Ich sage ihr wiederum, dass sie gehen darf. Dass ich zwar traurig bin, aber mich für sie freue, wenn sie es geschafft hat. Ich wünsche mir so, dass sie jetzt gehen darf.

Als wir das Pflegeheim verlassen, schneit es. Ich fühle mich müde, traurig und irgendwie ruhiger.