vor anderthalb jahren war es soweit. paula sah ein, dass sie mit ihren rechnungen, der steuererklärung und dem ganzen drumherum überfordert war. ich war es schon länger, denn wie schon erwähnt: paula hat einen harten grind. da bin selbst ich mit meinen überredungskünsten am ende.
wir besprachen uns mit der spitex, die paula einen sachbearbeiter der pro senectute, nennen wir ihn herr fröhlich, empfahl. der herr fröhlich kam dann auch prompt bei paula vorbei. leider konnte ich bei diesem treffen nicht dabei sein, da ich 100% arbeite und mich nicht kurzfristig frei machen konnte.
eigentlich erwartete ich an jenem donnerstagabend noch einen anruf von paula, die mir erzählen wollte, wie ihr gespräch verlaufen war. ich hatte spätdienst, kam also erst nach neun Uhr abends nach hause und ging gleich zu bett. ich war todmüde. am freitag war mein einziger freier tag in dieser woche vor dem wochenenddienst. ich wollte ausschlafen und mich erholen. doch dazu kam es nicht.
um halb sieben klingte mein telephon, am anderen ende paula. weinend. hysterisch. total neben den schuhen. sie sagte, sie hätte einen furchtbaren fehler gemacht und mit einem fremden, netten mann gesprochen. der hätte ihr gesagt, er wäre der enkeltrickbetrüger. da er so nett wirkte und sagte, er sei von der spitex geschickt worden, hätte sie ihn ins haus gelassen und alles, was sie besessen hätte, mitgegeben. an seinen namen könne sich sich nicht mehr erinnern, doch er habe eine karte dagelassen, die sie allerdings nicht mehr finde.
ich war schockiert. ich versuchte sie zu beruhigen. doch sie weinte immer mehr. sie tat mir sehr leid. dann allerdings meinte sie, sie hätte bereits um mitternacht die polizei informiert, doch diese habe sie auf den morgen vertröstet. sie könnte dann ja noch einmal anrufen. ich solle mich doch bitte drum kümmern.
ich war mit einem mal hellwach. meine erste panik, dass paula tatsächlich ausgeraubt werden könnte, schob ich zur seite. langsam aber dämmerte es mir, dass der enkeltrickbetrüger eventuell etwas mit dem besuch des sachbearbeiters zu tun haben könnte. ich beruhigte paula so gut es ging, rief um sieben uhr früh die Spitex an und informierte diese. gottseidank war sich die leiterin solche situationen gewohnt und beruhigte nun mich. sie würden nach paula schauen und ich sollte mal in aller ruhe mit herrn fröhlich sprechen.
um halb neun uhr schliesslich erreichte ich herrn fröhlich und teilte ihm mit, dass meine oma ihn offensichtlich für den enkeltrickbetrüger hielt und ihm die polizei auf den hals gehetzt habe. er fand das nicht unkomisch, meinte dann aber, das erstaune ihn jetzt aber: paula hätte ihn an der türe erwartet und ihn reingelassen. sie hätten nett geredet und sie habe seine vorschläge für die besorgung der unterlagen für gut befunden. paula wirkte charmant wie immer. da ihr haus recht abseits der strasse lag, gab er ihr beim abschied den tipp, nicht jedem menschen die türe zu öffnen, da enkeltrickbetrüger unterwegs seien.
dieser eine satz ist paula im gedächtnis geblieben und hat dort seine unendlichen runden gezogen. um mitternacht muss sie halb wahnsinnig vor angst gewesen sein. glücklicherweise vergass sie diesen zwischenfall schnell wieder. ich hingegen nicht.