manchmal werde ich wütend.
als angehörige einer demenzkranken frau leiste ich die organisation der pflege in meiner freizeit. immer. auch wenn oma krank ist. ich habe arbeitsrechtlich keine chance auf bezahlte freitage, um die pflege zu organisieren.
natürlich könnte ich jetzt mein pensum senken und 50km von meinem arbeitsort entfernt oma pflegen und pendeln. doch leisten kann ich mir das nicht. bezahlen würde mir diesen lohnausfall niemand. und mit meiner stelle kann ich nicht mit tieferen prozenten arbeiten.
die pflege und begleitung von menschen mit einer demenzerkrankung ist zeitintensiv. bisher schaffen wir es noch telefonisch. doch ich habe angst vor dem moment, wo sie zahlen nicht mehr lesen kann und meine stimme nicht mehr erkennt. ohne die pflege der spitex-frauen wäre dies das wohnen zu hause schon länger nicht mehr möglich gewesen.
ich hab seit monaten mit meinem vorgesetzten klartext gesprochen. ich denke, das ist nicht mehr als fair: die demenz ist an- und ausgesprochen. ich habe rückhalt. vielen anderen geht es jedoch nicht so gut. sie sprechen nicht darüber und arbeiten sich fast zu tode.
mein grossvater wurde in der 80er jahren des letzten jahrhunderts im zuge der textilindustriekrise arbeitslos und hat mehrere jahre seine stiefmutter und seinen vater gepflegt. ich weiss nicht, wie viele männer diesen dienst einfach so getan hätten. deshalb ist er für mich ein grosses vorbild. ich frage mich, wie er das geschafft hat.