paula findet ein heim

dank des tipps eines nachbarn besuchen wir ein heim, das zwei dörfer weiter liegt. es ist klein, untergebracht in einem alten haus, ehemaliges bürgerasyl. mitten in der pampa.

wir fahren mit meinem auto, paula sitzt hinten und schaut staunend zum fenster heraus. als wir in dem dorf ankommen, paula hat dort vor bald einem halben jahrhundert für ein paar jahre mit ihrem mann und ihrer tochter gelebt, fragt sie mich, wo wir sind.

im heim werden wir von der leiterin freundlich willkommen geheissen. mir gefällt sofort, wie aufmerksam und höflich der umgang ist. ich beobachte paula genau. sie gähnt nicht. sie wirkt neugierig, aufgeweckt. wir werden durch das haus geführt und schauen uns zimmer an. paula hat zwar mühe mit dem atmen, aber sie macht mit.

dann kriegen wir in einem kleinen raum einen kaffee serviert. paula freut sich. wir, das heisst: paula, mein freund, die leiterin und ich besprechen das weitere vorgehen. schliesslich fragt die leiterin danach, wie sich paula fühlt. paula antwortet mit: „es geht mir gut. ich bin zufrieden. aber ich möchte nicht mehr frieren im winter und nicht mehr alleine sein.“ die leiterin nickt. dann schaut mich paula an und meint: „meine enkelin sorgt immer für mich. ich hab nämlich nur noch sie.“

das ist zuviel. ich sitze da und fange hemmungslos an zu heulen. es scheint, als würde die ganze last der vergangenen wochen über mir zusammenbrechen und mich wegspülen. ich kann mich kaum noch beruhigen.

die leiterin lässt uns kurz allein. mein freund und paula schauen mich an. paula fragt meinen freund: „warum weint sie denn? hab ich was falsches gesagt?“ mein freund verneint. dann fragt paula: „hat sie sowas öfters?“

nachdem ich mich wieder beruhigt habe, sprechen wir weiter. paula will hier einziehen, sobald ein platz frei wird und mir fällt ein riesen stein vom herz. jetzt heisst es warten.

3 Gedanken zu “paula findet ein heim

  1. Ich stelle mir das sehr schwer vor. Hab viele solche Gespräche beobachtet, wenn auch nicht in einem Heim, aber wenn es darum ging. Es ist schwer, wenn Menschen mit so viel Erfahrung und Fähigkeiten nicht mehr alleine wohnen können und auf Hilfe angewiesen sind.
    Wenn sie im Stolz verletzt sind oder Angst haben zur Last zu fallen ist es richtig traurig, und schwer sie zu beruhigen. Das tut mir immer weh.
    Ich bin froh, dass ich bis jetzt nur beobachten musste und höchstens ins Beruhigen danach involviert war.

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