es gibt zeiten, da ist einfach alles nur noch dunkel.
für paula ist das jetzt bestimmt so. sie ist sehr traurig, weil sie in ein paar tagen ins heim zieht. sie trauert stark und ist zerstreuter denn je. sie lässt gerade los und das ist eine sehr schwierige sache.
auch für mich ist es herausfordernd, stark zu sein. denn eigentlich überkommt mich immer wieder eine welle der trauer und ich möchte nur noch weinen.
als paulas enkelin begleite ich jetzt wahrscheinlich einen ihrer letzten wege. mir wäre lieber gewesen, sie hätte die entscheidung ins pflegeheim zu gehen, früher getroffen. die ablösung von ihrem haus ist schwierig und ich leide mit, denn es ist das haus meiner kindheit, das einzige, was jemals diesem zweig der familie gehörte.
normalerweise begleitet mich immer mein freund, wenn ich zu paula fahre. heute jedoch waren mein vater rolf und seine frau helene mit dabei. dies hängt vor allem mit meinem zusammenbruch von vor ein paar tagen zusammen. eigentlich haben die beiden keine verantwortung, denn paula ist rolfs ex-schwiegermutter. trotzdem helfen sie mir und ich bin sehr, sehr froh darüber.
das muss umso schwerer sein, weil die zeit der scheidung nicht spurlos an allen beteiligten vorüber gegangen ist. ich habe grossen respekt und tiefe liebe für diese beiden menschen, die für mich wirkliche eltern sind. besonders helene ist mir eine grosse stütze, denn mit ihrer ruhigen, pragmatischen art, nimmt sie mir die schwere. sie hat immer ein beruhigendes, liebevolles wort für mich, wenn ich nicht mehr weiter weiss.
so möchte ich mich daran motivieren, dass wir alle diese situation gemeinsam meistern und paula in ihr neues heim begleiten. vielleicht ist das für mich die bedeutung von wirklicher familie.
Ein schöner, wenn auch trauriger Text, der viele Fragen aufwirft:
Was ist Familie? Wo ist das Zuhause? Was ist der richtige Weg? Worauf kann man bauen?
Fragen, die jeden in seinem Leben wohl öfter treffen und die jeder mit sich selber ausmachen muss, da es kaum allgemeingültige Antworten gibt. Gerade in unseren Zeiten, in denen die Ursprungsfamilien immer mehr zerbrechen, neue Partner zum Vater, zur Mutter stossen, müssen Kinder neu definieren, was Familie für sie bedeutet, welche Beziehung sie zu wem haben und welche Funktion von wem übernommen wird. Manchmal reichen auch Gefühle, braucht es gar keine Namen. Man merkt, wer gut tut, wer nicht, auf wen man bauen kann, auf wen nicht. Schön hast du die Menschen an deiner Seite, hast die Stützen auf deinem Weg, der ein schwerer ist.
Deine Grossmutter hat auch einen schweren Gang vor sich. Das Haus, das wohl über Jahrzehnte ihr Zuhause war, weicht etwas Neuem. Alte Bäume werden nicht gern verpflanzt. Neues macht auch Angst. Ich las gerade Arno Geigers „Der alte König in seinem Exil“. Es ist die Erzählung seiner Geschichte mit seinem Vater, der an Demenz erkrankte und auch ins Heim zog. Ich kann es dir nur ans Herz legen. Vielleicht hilft es ein wenig, auch positive Seiten des Heims zu sehen.
Ich wünsche euch allen viel Kraft auf diesem Weg, den ihr gemeinsam geht. Schön, könnt ihr ihn zusammen gehen. Pass gut auf dich und deine eigenen Kräfte auf.
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Ich möchte mich gerne den Aussagen von Cosima1973 anschliessen. Ich möchte Dir auf diesem Wege nochmals ganz viel Kraft wünschen dass Du diese schwere Zeit so gut wie möglich meistern kannst.
Ich finde Deine Texte immer wieder sehr „schön“ wenn man das so sagen darf. Ich hoffe heute noch ganz fest, dass mein Vater der doch schon 75 Jahre alt wird, von dieser doch so schweren Krankheit verschont wird. Er musste doch schon seinen Sohn wie auch seine Frau, mein jüngerer Bruder und meine Mutter viel zu früh verlieren. Bin ganz fest der Meinung dass es genügend Schicksal war und er noch gesund alt werden darf.
Ich hoffe für Dich ganz fest dass deine Grossmutter eine gute Pflege bekommt und Dich somit etwas entlasten können.
Du brauchst auch etwas Kraft für Dich.
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