Die letzten zwölf Monate in meinem Leben waren geprägt von der Trauer um meinen Vater und dem Lernen von neuen Dingen. Nachdem im November 2020 mein Vater verstarb, hatte ich mit der Verarbeitung dieses Verlusts hart zu kämpfen. Doch mit jedem Monat wurde es leichter. Es gab sehr viele Momente, wo ich an ihn gedacht habe und aus denen ich Kraft schöpfen konnte.
Im Januar startete ich mit dem letzten Teil meiner Jagdausbildung im Kanton St. Gallen. Über drei Monate lang besuchte ich jeden Montagabend – Corona geschuldet im online Unterricht – die theoretische Ausbildung. Die Auseinandersetzung mit den Gesetzen der Natur tröstete mich, gab mir Kraft. Im Frühling verbrachte ich viel Zeit im Wald, erkundete Pflanzen, bestimmte Blumen. Und als ich schliesslich im Juni an die Prüfung ging, spürte ich meinen Vater noch einmal sehr nahe. Ich bestand die Prüfung ohne Probleme. Das machte mich sehr glücklich.
Im Frühjahr begann ich mit meiner Fortbildung an der Berner Fachhochschule. Bis Juli besuchte ich die Module online – irgendwie fand ein Teil dieses Jahres vor dem Bildschirm statt – ab August dann in Bern selber. Als ich dann meine MitstudentInnen im real life kennenlernte, war das eine richtig schöne Sache. Berner und Bernerinnen sind einfach tolle, liebe Menschen! Dass ich in Bern alte Freundinnen und Freunde traf, tat mir sehr gut.
Literarisch wurden dieses Jahr zwei Texte von mir veröffentlicht. Der erste im Kulturblatt „Obacht“ des Kantons Appenzell Ausserrhoden. Ich durfte über die Jagd und meine Liebe zum Wald schreiben.
Im Sommer 2021 erschien schliesslich das Buch „Bleib doch – komm wieder“ im Saatgut Verlag. Das Buch handelt vom Aufbrechen und Ankommen, vom Bleiben und Weiterziehen. Mein Textbeitrag handelt vom legendären „tapferen Thurgauer Meitli“, einem Mädchen, das in den Wirren des Schwabenkriegs schreckliche Dinge erlebt und überlebt.
Ich las in diesem Jahr zwar viele Bücher, allerdings nur wenige Romane. Ich befasste mich mit positiver Psychologie, Führungsthemen und Resilienz, schrieb weiterhin tapfer Tagebuch und gestaltete mein Bulletjournal. Etwas machte mich sehr glücklich: Ich fand in einer Kiste Omis handgeschriebene Rezepte, die ich verloren glaubte. Ich bin so auf ihr legendäres Gulasch-Rezept gestossen.
Ich fing wieder an mit Langlaufen und überhaupt liebe ich frühmorgendliche Spaziergänge und Wanderungen. Je früher desto besser. Hügel und Berge ziehen mich an.
Ich erhielt von der Frau meines Vaters viele Erinnerungsstücke an meinen Papi, unter anderem seinen legendären Humpen, der nie brechen durfte, seine Waffenlauf-Uhren und seine Sport-Collagen-Hefte aus den 60ern. In diesen Momenten ist er mir sehr nahe. Wir sind uns ähnlich, beide offenbar visuell geprägt, In diesem Jahr arbeitete ich an vielen Collagen, schrieb dafür weniger in meinen Blogs als in früheren Jahren.
Die gemeinsamen Essen mit der Frau meines Vaters machten mich glücklich. Ich verspüre ein tiefes Gefühl von Familie, von Zugehörigsein, gerade in Zeiten von Corona.
Für 2022 hege ich viele Wünsche: ab April werde ich mich an der Berner Fachhochschule weiterbilden. Ich möchte die Falkner-Ausbildung besuchen. Im Frühling 2022 wird das Dach unseres Hauses gedeckt.
Was von 2021 bleibt, sind viele Er-Innerungen, Trauer, ein Gefühl der Dankbarkeit und der Lebensfreude, Neugier und den Willen, die Natur zu erkunden. Meine Liebe gehört weiterhin den Geschöpfen des Waldes und den Vögeln. Darin bin und bleibe ich ganz die Tochter meines Vaters.






