Liebe bedeutet für mich tiefe Verbundenheit. Vertrauen zum anderen. Mitgefühl für die Lebenssituation, in der der andere ist. Menschliche Nähe.
Liebe bedeutet für mich nicht, mit dem anderen Menschen einfach mitzuleiden. Aber manchmal, in schweren Zeiten, ist diese Unterscheidung schwierig.
Das Gefühl, den anderen zu verlieren, verunsichert mich. Ich bin keine Freundin von Trennung und Loslassen. Am liebsten wäre mir doch, wenn alle meine Lieben, mein Bruder, meine Mutter und alle meine Grosseltern noch da wären. Wenn ich mich nie von ihnen hätte trennen müssen.
Loslassen müssen löst in mir Angst aus. Ich will nicht verlieren, sondern lieber behalten. Jemand sagte mir mal, während ich trauerte: „So ist das Leben.“
Ja. Ganz klug. Weiss ich doch selber. Aber so einfach ist es nicht.
Zuzuschauen, wie die eigenen Eltern, man selber, altern, ist nicht gerade das höchste der Gefühle. Omi damals altern zu sehen, war eine gute Sache. Sie nahm es mit Humor. Sie fand ihren Halt im Glauben an Gott, und das alles so kommt, wie es muss.
„Es hat alles seine Gründe“, sagte sie, als meine Mutter starb. Sie sagte das nicht beiläufig, sondern in vollem Ernst, um mich zu trösten. „Wir wissen jetzt noch nicht, was es bedeutet. Wir kennen nur das Gefühl.“ Omi hatte wie immer Recht.