paulas haus

morgen also zieht paula aus ihrem haus aus.
für mich war und ist es das haus meiner kindheit, mein sicherer hafen. mein pippi-langstrumpf-schloss. der schönste ort, den ich mir vorstellen kann.

als ich noch ein kind war, habe ich alle meine ferien bei oma und opa verbracht. meine schwester und ich spielten verstecken, bauten uns hütten aus leintüchern, spielten mit dem hund, ärgerten opa. wir waren total frei.
mein grossvater war anfangs der 80er jahre bei seinen eltern eingezogen, um sie zu pflegen. oma behielt vorerst ihre wohnung. nach dem tod ihrer schwiegermutter zog sie dann ebenfalls ein. die jahre mit meinem betagten urgrossvater müssen die hölle gewesen sein.

doch nach dem tod meines urgrossvaters erging es ihr nicht besser. mein grossvater, durch die weberei-krise immer wieder arbeits- und mutlos, war alkoholkrank. am haus durfte sie nichts verändern, das verbot er ihr.

nachdem mein opa nach kurzer schwerer krankheit in den 90ern starb, erblühten oma und das haus in neuem glanz. sie baute um und liess sich alles so einrichten, wie sie es wollte. nach dem tod meiner mutter wurde sie jedoch immer seltsamer. ihr rheuma nahm zu und ich bemerkte erste anzeichen ihrer demenz.

das haus ist über 100 jahre alt und mehr als 50 jahre im besitze meiner familie mütterlicherseits. es liegt neben einem bach und sollte anfangs der 80er abgerissen werden. ich liebe dieses haus so sehr.

ich habe angst vor morgen. paula muss nicht alles räumen. wir zügeln das, was sie braucht. der rest bleibt drin. wie wird es sein, wenn sie nicht mehr da lebt? ich habe angst, dass ich morgen nur noch weinen kann. dabei muss ich morgen stark für paula sein, damit sie den übergang gut schafft.

3 Gedanken zu “paulas haus

  1. Du musst nur für Dich stark sein wenn überhaupt.
    Jedoch kann es Dir ja passieren dass Deine Oma ganz gut versteht wenn Du morgen weinen musst.
    Weinen ist doch kein Zeichen von Schwäche sondern nur von Menschlichkeit.
    Ich werde Dir ganz viel Kraft schicken und wünsche Dir alles gute für Morgen damit es Euch danach etwas besser geht.
    Oma wird sicher gut umsorgt im Heim.
    Ich hoffe für Dich dass das mit dem Haus auch gut kommt damit Du es noch lange lieben und geniessen kannst.
    Kraft und Unterstützung für Euch

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  2. Vielleicht weint ihr ja ein wenig zusammen … auch das verbindet! Und das Haus deiner Kindheit wird es immer bleiben, das kann dir niemand mehr nehmen. Aber ich verstehe deine Gefühle gut – es ist ein weiterer Loslass‘-Schritt, der sich nicht vermeiden lässt.

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