Was ist Dankbarkeit?

Ich fragte die Pflegende nach Paulas Befinden. Als Angehörige sieht man ja nicht wirklich den Pflegealltag. Die Einschätzung der Fachfrau hilft mir, klar zu sehen.

Paula braucht viel Hilfe. Aber sie gibt sich grosse Mühe, so autonom wie möglich zu bleiben. Das bewundere ich an ihr. Dieser unbeirrbare Wille!

Dann sagte die Pflegende etwas, was mich sehr gerührt hat: Ihre Oma ist eine so dankbare Person.

Das war sie schon immer. Ihr Wesen ist freundlich und zuversichtlich. Anders könnte sie in ihrer aktuellen Lage nicht so sein. Ich bin dankbar dafür, dass es ihr den Umständen entsprechend gut geht.

Am Samstag habe ich in einem der vielen Seitenschränke endlich Paulas Sonntagsblusen gefunden. Ich freu mich, ihr diese beim nächsten Besuch zu übergeben. Hoffentlich erkennt sie sie noch und hat Freude daran.

Ebenfalls gerührt war ich, als ich mit Paulas Beistand geredet habe. Wir diskutierten darüber, ob sie wohl Freude daran hätte, ins Haus zu gehen. Mal sehen, wann wir das machen!

2 Gedanken zu “Was ist Dankbarkeit?

  1. Im Alter und in der Demenz verstärken sich die Eigenschaften, die jemand in seinem Leben hatte – im Positiven und im Negativen. Ich wünsche Ihnen und Paula alles Gute für Ihren weiteren gemeinsamen Weg.

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  2. Ich hab hier grad ein bisschen Tränen in den Augen.
    Wie Häuser irgendwann nur noch „das Haus“ sind, wenn ihre Bewohner frei- oder unfreiwillig ausgezogen sind. Wie die Kinder oder Enkel der Ausgezogenen immer nur noch „das Haus“ sagen. Wie das besagte Haus in sich zusammenzusacken und zu seufzen scheint, wenn niemand mehr darin wohnt.
    Nachdem der Grossvater gestorben war, haben wir die Grossmutter ein letztes Mal für Weihnachten ins Haus geholt. Im oberen Stock war alles schon leergeräumt, das Zimmer, in dem der Grossvater gestorben war, Grossmutters Nähzimmer und das dritte, das wie alle anderen Zimmer im Haus immervoller Bücher gewesen war – alles leer und verlassen und staubig. Nur Wohnzimmer und Küche und Grossvaters Arbeitszimmer im Erdgeschoss waren noch fast wie immer. Nur halt ohne Grossvater. Dafür zum ersten Mal seit mehr zehn Jahren mit allen Kindern und fast allen Enkelkindern.
    Paula wird sich auch freuen, denke ich.

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