Liebe Anna Aerne
heute, wir schreiben den 30. April 2014, wärest du 123 Jahre alt geworden. Du bist meine Urgrossmutter. Deinen Geburtstag kenne ich nur aus Deiner Hochzeitsbibel und Deiner Todesanzeige.
Trotzdem bist du eine Person, die sehr wohl lebendig erscheint, für mich als auch für meine Oma. Dein Leben war nicht einfach. Henri, meinen Uropa, hast du bestimmt um 1914 schon gekannt, denn ihr hattet euch geschrieben. Deine Briefe sind leider unauffindbar. Henri, dein zukünftiger Mann, hat dich sehr geliebt. Er war kein Mann, der seine Gefühle offen auf der Zunge trug. Aber du warst in seinen berührendsten Briefen seine Adressatin.
Liebe Anna, du hast all die Kriegsjahre ohne ihn ausgehalten. Nelly kam 1917 zur Welt und starb 1922. Wie muss das für dich gewesen sein?
Meinen Opa Walter hast du Ende des Jahres 1924 geboren, als du schon 33 Jahre alt warst, nur wenig jünger als ich jetzt.
Liebe Anna, dein Gesicht ist allgegenwärtig. Du warst wohl eine starke Frau mit Willen und Kraft. Trotzdem hat dich im Jahre 1947, nur wenige Jahre nach Ende des Krieges der Krebs hinweg geraffft, für Walter, meinen Opa, war das eine furchtbare Sache.
Das Haus, in welchem du mit Henri gelebt hast, steht in der Nachbarschaft des Hauses der Familie. Ich denke oft daran, wie du dort gelebt haben magst. Deinen Grabstein habe ich nie gesehen. Aber heute denke ich ganz fest an dich und umarme dich in Gedanken.
Anna ist in der mittleren Reihe die zweite von rechts, Henri steht direkt hinter ihr.