Darf ich glücklich sein, ich meine: so richtig, richtig glücklich? Würde es mir nicht besser anzustehen, mit gesenktem Kopf und traurigem Gesicht herum zu laufen?
Heute ist so einer dieser Tage, wo ich sehr glücklich bin. Ich reise. Ich fliege. Ich begebe mich in eine mir gänzlich unbekannte Stadt. Alles ist neu.
Ich erkenne mich selbst nicht wieder. Mit einem Mal bin ich mutig. Alles ist gut, sage ich mir. Du darfst dich freuen.
Zu gerne würde ich heute abend Paula und meine Mutter anrufen. Ganz aufgeregt. Ich würde sagen: ich bin gut angekommen. Die Reise war toll.
Ich habe Wolken gesehen. Den Bodensee von oben. Es war aufregend. Die Häuser sahen sp klein aus vom Flugzeug. Ich denke daran, wann ich zum ersten Mal geflogen bin. Wien. Es ist so lange her.
Als ich die Wohnung meiner Mutter räumte, fand ich eine Glückwunschkarte. An ihrem 50sten Geburtstag flog sie mit der Crossair. Der Pilot und die ganze Crew hatten auf der Karte mit silbernem Stift unterschrieben. Sie durfte sogar ins Cockpit gehen. Noch Jahre später hat sie davon erzählt. Das war am 2.9.2001. Kurze Zeit später war die Welt eine andere.
Ich erinnere mich daran, wie ich am Boden lag und die Karte beschnupperte. Sie roch nach meiner Mutter. Nach Rauch.
Ich denke daran, wie glücklich sie damals war und sie nicht ahnte, dass sie nur schon sechs Jahre später sterben würde. So eine Verdammte Scheisse.
Ich werfe einen Blick auf mein Telefon.
Die Nummern meiner Mutter und meiner Oma sind alle beide nicht mehr gültig und trotzdem kenne ich beide noch auswendig. Nur kann ich dort nie mehr anrufen.