Ich hab die letzte Nacht, wie schon die letzten Nächte, vom Haus geträumt. Immer wieder schleppte ich Säcke und Kartons weg. Doch der Berg wurde nicht kleiner. Ich roch die vergammelten Erinnerungen, den spröden Plastik, Gummiringe, Mottenkugeln.
Genug!
Wir fuhren ins Toggenburg zum Haus. Es zu sehen, war tröstend. Wie jedes Mal, wenn wir da sind, öffne ich Fenster und Läden. Lasse frische Luft hinein. Wie schon die letzten Tage stand plötzlich Röteli, Omis Gastkatze da. Sie miaute mich an, kam aber nicht ins Haus. Mir scheint, als wüsste die Katze genau, dass Omi hier nicht mehr wohnen wird.
Ich mache mich ans weitere Entmüllen. Zum Glück ist heute im Ort Müllsammlung. Wir packen also alles, was weg muss, in Müllsäcke, kleben Kehrrichtmarken drauf und weg damit. 12 Säcke à 35lt entsorgen wir. Der Vorratsraum sieht mit einem Mal wieder herrlich leer aus.
In Omis altem Schlafzimmer leere ich weitere Schubladen. Mehr als einmal finde ich kleine Zettelchen, die sich zur Erinnerung geschrieben hat. WC. Schlüssel! Paula!! Wäsche waschen! Essen kochen! Zora anrufen. Katzenfutter.
Ich weiss nicht, wie viele Zettel sie geschrieben hat und wie viele ich noch finden werde. Einige sind datiert.
Ich stelle fest, dass Paula sehr viel früher als ich gemerkt hat, dass etwas nicht stimmt. Ich bin traurig, weil mir mit einem Mal bewusst wird, wie einsam ihre letzten Jahre im Haus gewesen sein müssen.
Ich finde in Kleiderschränken sorgsam in Plastik-Tiefkühlbeutel verpackte Werkzeuge. 10 Säcke à 60lt mit alten Kleidern finden ebenfalls ihren Weg in die Altstoffsammlung.
Die Krippe ist im Vorratskasten verräumt. Meine Kinderzeichnungen sind im Schlafzimmer in einer Schublade. Sie sind mit meinem Namen angeschrieben. Ich erinnere mich mit einem Mal, wie oft Omi erzählte, dass sie sich meine Bilder ansieht, wenn sie traurig ist. Ich brings nicht übers Herz, die Zeichnungen wegzuschmeissen. Ich lege sie wieder hinein in die Schublade. Morgen ist auch noch ein Tag.