Fieber

Ich fühlte mich am Dienstag seltsam. Ich hatte kalte Hände. Das hab ich sonst nie. Ich hatte keinen Hunger. Ich arbeite. Renne herum. Nicht so schnell wie sonst. Aber auch nicht langsam.

Um viertel nach fünf mache ich mich auf ins Toggenburg. Mit einem Mal fühle ich mich absolut kraftlos. Ich habe entsetzliche Gliederschmerzen. Die Hände tun weh. Mein Kopf. Ich fahre im dichten Abendverkehr nach Hause in die Garage und laufe zum Haus.

Im Haus lege ich mich sofort hin. Ich fühle mich so erschöpft wie nach einem Marathonlauf. Schnell schlafe ich ein, um dann den Rest der Nacht schlaflos dazuliegen. Alle sechs Stunden, wenn die Wirkung des Grippemittels nachlässt, steigt das Fieber wieder. Ich spüre es genau anhand meiner Schmerzen.

Ich verbringe drei Tage liegend. Der Gang zur Toilette wird zum Kraftakt.

Zum Glück gibt es Paracetamol, denke ich. Ein Arztbesuch ist so weder notwendig noch anzuraten, schliesslich will ich keinen anstecken. Ich muss dran denken, dass ich doch eigentlich Omi besuchen wollte. Aber so geht das nicht.

Allerdings brauche ich einen Arzt, der mich krank schreibt, jetzt am neuen Wohnort. Diese Suche gestaltet sich zuerst schwierig. Nach einer ersten Anfrage in einer mir empfohlenen Praxis kämpfe ich mit den Tränen. Die Medizinische Praxisassistentin ist derart unfreundlich, dass mir die Spucke wegbleibt. Eine Freundin empfiehlt mir einen weiteren Arzt im Nachbardorf, der mir dann auch sofort für Samstag einen Termin gibt.

Langsam kehrt auch mein Appetit zurück. Doch wieder ist der Husten da. Das Atmen fällt mir schwer. Dass mein neuer Hausarzt auch noch Facharzt für Lungenkrankheiten ist, kommt mir daher gelegen.

Herz aus Glas

Der Oktober ist verlockend golden. Die Farben leuchten. Der Nebel lässt manchmal noch auf sich warten. Ich fahre ins Toggenburg, ins Haus.

Die Grippe, die meinen Körper seit zehn Tagen plagt, scheint vorüber, doch ich fühle mich noch kraftlos. Möbel schleppen ist nicht.

Das Haus gibt mir einen Vorgeschmack auf bevorstehende Winter. Es ist bereits etwas kühl. Ich versuche nicht daran zu denken, was wir noch alles räumen müssen. Mittlerweile freue ich mich auf die Mulde und die Dinge, die ich endlich wegschmeissen kann.

Ich entscheide mich, den Geschirrschrank aufzuräumen. Daran hab ich mich bisher nur schwer gewagt. Dabei hat Omi Paula bei jedem Besuch darauf gedrängt, dass ich was mitnehme, aufräume und putze. Die Erinnerungen an Omi, Röös und Henri scheinen im Geschirr zu stecken. Alles ist arg verstaubt. Ein Durcheinander.

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Ich fülle ein Becken mit heissem Wasser aus dem Bad, denn in der Küche gibt es kein warmes Wasser. Ich beginne, Stück für Stück der Gläser abzuwaschen und schliesslich zu trocknen. Der ganze Tisch ist voll von Glas. Die einen mögen bestimmt sechzig Jahre alt sein.

Ich muss mich entscheiden, was ich nicht behalten will. Die Wahl fällt mir erstaunlich leicht. Sascha verpackt für mich die Gläser und Schüsseln, die weg sollen. Nach zwei Stunden habe ich zwei Regale geräumt, alles abgewaschen und abgestaubt. Ich bin fix und fertig.