Meine Mutter Ursle hat, seit ich mich erinnern kann, Kakteen geliebt. Die Blüte eines Kaktus war jeweils ein hoher Feiertag in ihren Augen. Gemeinsam haben wir die zarten und bunten Blätter des Kaktus bewundert.
Meine Mutter ist seit bald acht Jahren tot. Aber ihr Kaktus, wir nannten ihn immer biggus longus, halte ich in Ehren. Als sie ins Krankenhaus kam, hing er in seinem Topf wie eine halb verfaulte Wurst. Nachdem klar war, dass sie nie mehr zurück in ihre Wohnung kann, nahm ich ihn mit in meine.
Kurze Zeit nach ihrem Tod blühte er. Seine pinken Blüten erfreuten mich und – bestärkten mich in meinem tiefen Verlust.
Er blühte immer wieder, in unregelmässigen Abständen. Manchmal sorgte ich mich um seine Kakteen-Gesundheit. Aber er überstand alles. Meine Tränen. Meine Sorgen. Den Umzug ins kühle Toggenburg bei sibirischen Temperaturen
Und nun blüht er erneut.
Toggenburger Frühling. In meinem Haus. In einer Zeit, die schwierig für mich ist. Pinke Blüten. Und doch fühlt sich jede Blüte wie eine Umarmung meiner Mutter an.
Danke.