Winterbach

Ich mag den blauen Himmel und die schneebedeckten Hügel des Toggenburgs.
Gestern waren wir in der Migros Wattwil einkaufen. Omi und ich waren oft dort. Sie liebte Einkaufen. Der Laden hat sich verändert, seit ich mit Omi da war. Es ist alles moderner geworden und manchmal denke: Omi, da wärst du nicht mehr klar gekommen.

Wenn ich am Joghurt-Regal vorbei laufe, lächle ich. Himbeer-Joghurts hat sie so sehr geliebt. Und Milchschnitten. Für einen Moment lang will ich danach greifen. Ich denke, das bringe ich nachher mit. Das kann sie gut beissen.

Dann fährt es mir in den Kopf: sie ist nicht mehr.

Als wir aus der Tiefgarage fahren, ist mein erster Impuls, links abzubiegen. In Ebnat-Kappel hat Omi die letzten Jahre verbracht. „Schnell bei Omi vorbei schauen“, denke ich.

Es tut weh, wenn einem bewusst wird, dass ein Kapitel des eigenen Lebens unwiderruflich abgeschlossen ist. Nie mehr Omi im Pflegeheim besuchen. Keine Umarmung mehr.

Im Alltag fehlt sie mir sehr, auch wenn wir nicht mehr so viel Zeit miteinander verbracht haben wie während meiner Kindheit. So vieles erinnert mich an sie. Der Zug. Die Läden. Die Strassen.

Der Bach neben unserem Haus friert langsam zu. Es ist ein seltsames Schauen. Ich denke: gell, Omi, es war dir einfach zu kalt. Aber irgendwann blühen wieder die Rosen und der Schnee macht dem hellen Grün der Wiese Platz.