paula ist dem tod schon einige male begegnet. als kind erlitt sie eine schwere meningitis. niemand hatte geglaubt, dass sie überleben würde. aber irgendwie ist sie dem bruder tod von der schippe gesprungen.
mehr als einmal hat paula als kioskfrau miterlebt, wie sich menschen vor den zug warfen. sie hat nie gross darüber gesprochen, doch am bahnhof wollte sie immer, dass ich ganz fest ihre hand halte.
den tod meines bruders hat sie mir mehr als einmal erklärt. als kind war mir dank ihr klar, dass er jetzt einfach an einem anderen ort als ich ist. und dass ich ihn nicht besuchen kann. noch nicht.
die leberkrebserkrankung meines grossvaters hat sie gar nicht als solche begriffen. opa wurde halt immer kränker. sie sprachen viel miteinander, wahrscheinlich mehr als das ganze leben hindurch. doch am ende, also ganz am ende, da war sie an seiner seite und hielt seine hände, tröstete ihn, als er fast nicht mehr atmen konnte. ich weiss bis heute nicht, wie sie das geschafft und ertragen hat.
das sterben meiner mutter hat sie getragen wie eine wahre matriarchin. sie hat selten geweint, immer nur getröstet. mir schien damals, als würde alles schlimme dieser welt an ihr vorüber ziehen.
wir haben so viel übers sterben gesprochen, dass ich nie angst davor hatte. gemeinsam waren wir bei meiner mutter bis zum ende. das verbindet.
mir ist vor dem tag bange, wo es bei ihr soweit ist. werde ich an ihrer seite wachen können? oder wird sie alleine gehen? fest steht, dass ich sehr alleine sein werde, wenn sie nicht mehr lebt.