Der Tod ist kein Freund für mich.
Er ist eine Art dunkler Schatten über meiner Familie. Als Kind verstand ich ihn nicht. Ich wusste, er bringt meine Mutter zum Weinen. Ich ahnte, dass er was mit dem Nichtnachhausekommen meines Bruders zu tun hatte.
Als meine Urgrosseltern starben, wusste ich, dass das daran lag, dass sie sehr, sehr alt waren. Mein Uropa Henri war 95 Jahre alt, als er im Schlaf starb.
Opa Walter hatte Leberkrebs. Er wusste, dass sein Tod nicht friedvoll sein würde. Es muss ihn bei der Diagnose, vier Monate vor seinem Tod, erschüttert haben. Er schwieg. Aber Paula erfuhr von der Spitexfrau, wie er sterben würde. Und: dass er es wusste.
Es erscheint mir heute noch grauenvoll, dass er geschwiegen hat. Hatte er grosse Angst? Paula erzählte mir, dass er langsam erstickte, ja beinahe ertrank.
Ursulas Sterben verlief ähnlich. Ihre Leber gab ebenfalls auf. Ihre Lungen liefen voll Wasser. Ihr Nach-Luft-Holen im Sterbeprozess hör ich heute noch in Albträumen.
Ich denke oft über den Tod nach, allerdings nicht in der Weise von „ich will nicht sterben!“. Ich mache mir sehr wohl Gedanken, was ich mir wünsche und was nicht. Ein Unfall wäre schrecklich. Ich mag nicht einfach mit einem Knall weg sein.
Ich kriege mit, dass Menschen sagen: „Also, mit Demenz leben würd ich nicht wollen. Das wäre ein Grund, mit allem Schluss zu machen“.
Wenn ich mir Paula ansehe, so fühle ich ihre Lebensfreude. Sie ist unbeschwerter als noch vor zwei Jahren. Sie lebt im Jetzt.
habe zum thema gestern abend den club mit mona vetsch gesehen. ob du dich da auch irgendwo wiedergefunden hättest?
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das war ja eine Gesprächsrunde mit älteren Leuten. Von daher wohl eher nicht. Auch stehe ich nicht in derselben Lebensphase. Aber beeindruckt haben mich Margrit Läubli, die ich einfach wunderschön, alterslos und toll finde und ebenso Christa de Carouge. Wenn ich mit 70, 80 so drauf bin, habe ich keine Angst vor dem Altern. Manon hat mich ebenfalls fasziniert. Ihre Kunst, ihre Auseinandersetzung mit ihren Themen, find ich spannend.
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Hallo Zora,
weil meine Mutter(85) an Demenz erkrankt ist, streife ich immer mal wieder durchs web. Ich glaube, ich suche manchmal Trost, manchmal Anregungen und manchmal auch nur das Gefühl „da gibts noch andere, denen es auch so geht wie mir“.
Ich denke mir manchmal – so schlimm diese Krankheit für Mutti und mich auch ist – ohne sie wären wir uns wohl nicht so nahe gekommen. Den Anspruch des ‚funktionieren müssens‘ musste ich aufgeben, und so ergehen wir uns nicht in Rechthabereien, sondern genießen gemütliche Nachmittage wenn wir über Vergangenes ratschen.
Ich danke Dir für Deinen Blog. Es macht mir Freude, Deine Zeilen zu lesen, wenn auch manche Beiträge harter Tobak sind; ganz wie im richtigen Leben halt auch.
Interessanterweise habe auch ich den Weg gewählt, meine Erlebnisse in einem Blog zu sammeln; zum Einen, um anderen Betroffenen den ein oder anderen nützlichen Tipp zu geben, zum Anderen aber auch, um nicht zu vergessen und meine Erinnerungen zu sammeln.
Ich bin mit meiner Mutti noch auf dem Weg und ich glaube, Du wirst mich begleiten.
Vielen Dank dafür und liebe Grüße
Gabi
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