Heute sollte ein voller Tag werden. Ich hatte Dienst und wollte danach zu meiner Oma fahren, quer durch die Ostschweiz ins Toggenburg. Schon früh morgens hatte ich mir Gedanken gemacht, was ich ihr mitbringen könnte. Ein Plüschtier vielleicht? Die liebt sie nämlich heiss und innig.
Doch dann werde ich am Vormittag gnadenlos ausgebremst.
Ich kriege einen heissen Kopf. Mein Hals wird eng. Ich muss mich übergeben. Glücklicherweise übernehmen meine Kolleginnen. Ich fahre nach Hause. Dort bemerke ich, dass ich Fieber habe. Ich hab mich wohl irgendwo angesteckt.
Ich lege mich hin. Mir ist übel.
Dann denke ich nach. Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich das, was ich mir vorgenommen habe, nicht geschafft habe.
Ich kann mich nicht vierteilen.
Der Gedanke, dass ich meine Oma im Stich lasse, geht nicht weg. Ich sollte jetzt bei ihr sein.
Stattdessen liege ich herum. Trinke Tee. Streichle die Katze. Denke nach.
Wenn ein Vater oder eine Mutter ein krankes Kind zuhause hat, kriegt er oder sie bis zu drei bezahlte Arbeitstage, um die Pflege zu organisieren. Angehörige von Demenzkranken kriegen das nicht.
Ich muss daran denken, wie oft mich meine Omi Paula im Spital besucht hat. Ich war gerade mal acht Jahre alt und konnte nicht mehr laufen. Aber sie war immer da für mich. Sie hat sich nie beschwert, mir nie vorgehalten, was sie alles für mich getan hat.
Nun liegt sie in ihrem Bett im Spital, kann nicht mehr laufen, während ich den Kopf in die Toilette stecke und kotze.
Dann halt übermorgen. Das schaffe ich schon.
Gefällt mir natürlich nicht. Gute Besserung liebe Zora, häb der Sorg!
LikeLike