Gestern bin ich zum ersten Mal seit vielen Jahren vom Toggenburg aus mit dem Zug nach St. Gallen gefahren. Die Fahrt durch den Wasserfluhtunnel ist heute noch fast genauso aufregend wie in meiner Kindheit.
Ich musste dran denken, wie ich jeweils mit Omi an die Olma gefahren bin. Wir konnten uns fast nicht satt sehen an den grünen Hügeln um uns herum. Damals hatten die Nichtraucher-Abteile noch grüne und die Raucher-Abteile rote Polster. Man konnte die Fenster herunterlassen und die Fahrt geniessen. Omi hatte in ihrer schwarzen Handtasche immer Süssigkeiten und eine Flasche Cola für mich dabei, für den Fall, dass es mir schlecht würde.
Gestern wurde mir kotzübel. Ich hatte keine Cola dabei.
Wir nahmen auf seitlich angebrachten Sitzen Platz, weil der Zug voll war mit Leuten, die ihr Gepäck auf den Nachbarsitzen parkiert hatten. Ich hasse es, mit solchen Leuten zu diskutieren.
Auf dem Heimweg musste ich an Anna denken, die vor bald hundert Jahren meinen Urgrossvater Henri geheiratet hatte. Sie lebte in Herisau. Wie lange die Fahrt von Herisau nach Wattwil wohl dauerte? Wie hat sie ihre Aussteuer transportiert? Hatte sie Heimweh?
Als wir im Haus ankommen, scheint die Sonne. Erste Schneeglöckchen drücken ihre Köpfchen durch den Schnee an die Oberfläche. Es wird Frühling.