Heute weht ein warmer Wind. Es ist sonnig in meinem Toggenburg und ich wage nach dem Frühdienst den Gang auf den Friedhof.
Omis Grab will bepflanzt werden. Das hab ich ihr versprochen. Vor zehn Jahren, als Mami starb, meinte Omi mehr als einmal: „Gell, ich bestell dann für mein Gräbli den Gärtner. Nicht, dass du das auch noch machen musst.“
Damals lebte ich noch im Thurgau und Omi machte sich Sorgen wegen der langen Fahrzeiten. Zudem wollte sie ein schönes Gräbli und nicht eines, das ungepflegt aussieht. Omi schaute mir mehr als einmal genau zu, wenn ich Mamis Grab bepflanzte. Und irgendwann sagte sie: „Gell, du machst dann meines auch. Du kannst das so gut.“
Und nun steh ich da und pflanze.
Ich kaufte einen kleinen Rosenstock und rote Nelken. Das waren Omis Lieblingsblumen. Wir haben uns immer wieder Blumen geschenkt. Lila Stiefmütterchen kommen auch aufs Grab. Lila war eine ihrer Lieblingsfarben neben ultramarin und lindgrün.
Einige Reihen weiter liegt Opas Grab. Als Opas Grabstein gesetzt war, gingen Omi und ich häufig auf den Friedhof. An einem dieser Tage entstand auch dieses Bild. Omi hatte wie immer Putzmittel und Lappen dabei und rieb Opas Stein sauber. Dann zeigte sie auf den Nachbarstein und meinte: „Schau mal, der putzt seinen Grabstein auch nie.“
Dann denke ich: nun sind Mami, Opi und Omi alle auf einem Friedhof. Die ganze Familie Mettler ist vereint. Und irgendwann liege auch ich hier.
Friedhöfe sind auch Heimat.
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