paula und uschis beerdigung

vor fünf jahren starb meine mutter. eine woche nach ihrem tod war die beerdigung in paulas wohnort. uschi wollte zwar, dass ihre asche in alle winde verstreut wird, aber paula wünschte sich einen ort zum hingehen. diesen wunsch wollte ich ihr erfüllen

das war etwas schwierig. uschi lebte im thurgau und starb in einem st. galler pflegeheim. paula lebt in einer gemeinde im toggenburg, die keine fremden begräbnisse zulässt. irgendwie habe ich es aber geschafft, einen tag nach uschis tod, wenig schlaf und vielen tränen, den gemeinderat umzustimmen. vielleicht haben die auch nachgegeben, weil ich geschildert habe, wie lange meine familie schon in dem städtchen ansässig ist und dass tote verwandte nun einmal auf einen friedhof gehören.

das vorgespräch mit dem katholischen priester war friedlich und schön. zwar sah ich wohl etwas puzzled aus, als er unbedingt mit mir und paula beten wollte, aber nun denn.

einen tag vor der beerdigung musste ich den transport von uschis urne aus dem thurgau organisieren. mein vater, längst von meiner mutter geschieden, bekam mit, dass mein damaliger freund keine zeit/lust hatte, mir dabei zu helfen. mein vater verbot mir, die urne alleine irgendwo hin zu fahren.
die erinnerung an das begräbnis meines bruders war ihm wohl sehr präsent. so fuhren denn mein vater, auf dem rücksitz in einer urne verpackt und angeschnallt: die asche meiner mutter, und ich ins toggenburg.

wir übergaben den tontopf dem friedhofmitarbeiter, der ihre sterblichen überreste übernahm. als ich einen blick auf die plakette nahm, musste ich unweigerlich lachen. uschi d., 1051 – 2007. das hätte ihr gefallen.

am nächsten tag war es dann soweit: paula, mein damaliger freund, meine tante berty, uschis freund, unser srilankischer mitarbeiter und einige freunde sassen in der kirche. uschis lebenslauf, den ich schreiben musste, wurde verlesen. der priester erzählte von uschis hobbies und ich hatte den eindruck, als wäre sie hier. paula war standhaft und im gegensatz zu mir weinte sie nicht. sie wirkte gefasst und irgendwie erleichtert, dass sie ihre tochter an einem sicheren ort wusste. mehr als einmal umarmten wir uns.

der priester übergab mir schliesslich eine kerze der hoffnung mit einem baum drauf als erinnerung an meine wurzeln und meine mutter.

nach dem gottesdienst trafen wir uns, noch ca. 6 leute, zum leichenmahl. ich hätte mir gewünscht, uschis rockerfreunde, die alten männer aus dem männerheim und ihre freundinnen wären da gewesen. stattdessen sassen wir im kleinen kreis da und redeten.

paula erzählte eine geschichte aus ihrer kindheit über ihren vater. berty, ihre drei jahre ältere schwester, auch schon über 80, fällt ihr ins wort:

„woher willst du denn wissen, wie das wirklich war. dafür bist doch noch viel zu jung.“

wir haben gelacht, bis wir geweint haben.

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