Ich bin so froh, dass meine Oma wieder im Pflegeheim ist. Ich wage sogar zu sagen, dass sie daheim ist.
Oma, oder auf Schweizerdeutsch „Omi“, wirkt zufrieden. Sie sitzt in ihrem Rollstuhl und schaut fern. Früher war das einer liebsten Hobbies, welchem sie mit viel schlechtem Gewissen nachging. Heute verfolgt sie zwar den Film, aber sie versteht ihn nicht mehr. Musik liebt sie. Manchmal summt sie.
Ich spreche mit der Pflegenden. Was soll ich sagen? Ich bin so dankbar, dass meine liebe Omi in dieser Phase ihres Lebens von so freundlichen, verständnisvollen und engagierten Pflegenden begleitet wird.
Wir reden über ihren Gesundheitszustand. Ich erfahre, dass Omi trotz Schmerzmitteln immer wieder starke Schmerzen hat. Sie erträgt sie mit wenig Jammern. Die Pflegende sagt zu mir: „Ihre Oma hätte die Tapferkeitsmedaille verdient. Sie macht das ganz prima.“
So ist meine Oma, wie ich sie seit jeher kenne. Aber ich ahne, da kommt noch mehr.
An Tagen, an denen Oma starke Schmerzen hat, wünscht sie sich, dass sie einfach einschlafen kann. Was soll ich sagen?
Natürlich wünsche ich ihr auch, dass sie einfach so einschläft. Ich verabschiede mich jedes Mal, als wenns das letzte Mal wäre. Das bin ich ihr schuldig. Ich umarm sie und streichle ihre dünnen Arme.
Sie lächelt.
„Behandelst du mich?“, fragt sie ernst.
„Nein“, sage ich, „ich wollte dich nur umarmen und streicheln. Aber ich traue mich nicht.“
Sie lacht.
„Ich habs gern, wenn man mich streichelt“, sagt sie.
Omi ist so zerbrechlich.
Mehr kann ich im Moment nicht dazu schreiben.
Was soll ich sagen?
14. Juni 2014