Wenns nach mir ginge, wäre alles anders.
Dann würden meine Mutter und mein Bruder noch leben.
Mein Opa wäre noch da. Omi Paula besässe noch ihre Erinnerungen an mich. Alle wären glücklich.
Ich wäre auf ewig ein Kind von sechs Jahren, ohne Narben, ohne Zukunft, geliebt, verwöhnt und zufrieden.
Doch irgendwie ist das Leben wohl anders gedacht.
Ich denke oft darüber nach, warum mich der Tod meiner Mutter und meines Bruders so mitnimmt. Das Leben geht doch weiter. Ich lebe gerne.
Trotzdem berührt es mich. Mein Leben ist nicht mehr oberflächlich. Im Gegenteil. Weniger denn je mag ich mich mit Menschen umgeben, die die Tiefe scheuen.
Am liebsten spreche ich mit Menschen, die ähnliches erlebt haben. Ich erkenne mich wieder. Ich brauche nichts zu erklären. Alles ist gesagt ohne viel Worte.
Ich hab hart daran zu beissen, dass mein Omi langsam stirbt. Ich bin zwar dankbar, dass ich jeden Tag Abschied nehmen kann und muss. Aber manchmal wünschte ich mir, es wäre alles anders. Leichter.
Vielleicht wäre ich ohne all das ein anderer Mensch. Freundlicher. Offener. Weniger grüblerisch. Vielleicht ist das alles aber auch ein Geschenk, damit ich wirklich im Moment lebe.
Das im „Hier und Jetzt“-Leben sehe ich noch immer als ein Geschenk an (meine Mutter starb im vergangenen Jahr), ich sagte, sie ist mein bester Lama. Und ich kenne auch den Rückzug. Ich schätze die Tiefe, die mein Leben jetzt hat und auch die Klarheit, die es gewonnen hat gegenüber Menschen, die die Qualität des Moments nicht begreifen.
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Wenn man die Dinge zurückholen könnte – oder sie von selber wieder da wären, dann wären leider nicht nur die guten wieder da, die anderen, bei denen man froh war, als sie vorbei waren, auch. Man hätte die Probleme wieder an der Backe, den prügelnden Ex, den süchtigen ebenso. Weil alles da wäre, hätte nichts Neues Platz, dazu zu kommen und vieles wäre nie gekommen, das man heute nicht mehr missen möchte. Und doch, ja, ich ertappe mich auch oft beim „was wäre wenn“ und „wäre doch noch“. Trotz des Wissens, dass ich ohne gewisse Menschen und Situationen in meinem Leben und ihr Weggehen, nicht wäre, wer ich bin, schmerzt es oft, lässt es nachdenken, hinterfragen. Und ab und an hätte ich gerne weniger von dem ganzen Fragen. Aber das bleibt wohl. Und oft bin ich froh drum.
Schlussendlich bleibt wohl wirklich nur das Hier und Jetzt. Und das heisst es, zu gestalten. Im Wissen, dass es nicht ewig währt. Aber es kommt ein neues.
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