Der Röteli ist eine gestreifte rotfarbene Katze. Ich weiss nicht, wie alt er ist. Vor einigen Jahren tauchte er vor Paulas Haus auf. Damals ging es Omi noch sehr gut. Sie meinte, sie wolle keine Katze im Haus. Sie hatte in jüngeren Jahren immer Angst, dass eine Katze ihr die Strümpfe und die Beine zerkratzen würde. Doch dann, mit Fortschreiten ihrer Demenz wuchs ihre Freundschaft zu Röteli.
Röteli kam fast täglich vorbei.
Er schmuste mit Paula. Sie bastelte ihm Schlafplätze und verwöhnte ihn, als wäre er ein kleines Baby. Ich weiss nicht, wie viele Packungen Katzenfutter ich eigens für ihn zu Paula brachte.
ca 2012 (Photo Sascha Erni)
Omis selbstgebaute Katzennester (Photo Sascha Erni)
Röteli wird von Omi verwöhnt
Natürlich hatte Röteli ein Zuhause. Aber nun wohnte er bei Paula. Er brachte Mäuse vorbei. Wenn wir bei Paula vorbei schauten, lag er meistens tiefschlafend auf dem senfgelben Sofa, eingewickelt mit kuscheligen Frottiertüchtern.
Als Paula 2012 ins Pflegeheim zog, blieb Röteli zurück. Paula weinte so sehr. Doch nach einigen Tagen im Pflegeheim verblasste die Erinnerung an ihn.
Seit wir am Räumen sind, gehört Röteli zu unseren Gästen. Er kommt vorbei, legt sich auf der alten Gartenbank zum Schlafen hin und macht später seine Runde ums Haus. Es ist fast alles wie früher.
Röteli kehrt zurück (Frühling 2013, Photo Sascha Erni)
Juli 2014
Nur eines ist anders. Er kommt nicht mehr ins Haus. Es ist, als ob er genau weiss, dass sie nicht zurück kommt. Sein Miauen klingt vorwurfsvoll, sein Blick wirkt traurig. Ich setze mich zu ihm hin und streichle ihn. Er ist so verschmust. Jedes Mal sag ich ihm: es geht ihr gut, da wo sie jetzt lebt.
Winter 2012. Röteli beim verlassenen Haus (Photo Sascha Erni)
Oh – ich glaube, Röteli versteht das……
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