Eigentlich wollte ich vor sieben Jahren heiraten. Ich habe es nicht und werde auch nie verheiratet sein.
Der Tod meiner Mutter kam dazwischen. Oder besser: Der Tod meiner Mutter hat mich nachdenken lassen, wie ich sein will, wenn ich in ihrem Alter bin.
Die Ehe ist mir zuwider.
Ich gönne es jedem Paar, das sich findet und glücklich ist. Für mich stimmt es nicht.
Der verdammte Freiheitsgedanke hat sich in meinem Hirn festgesetzt. Loyalität kriege ich auch mit einem Ehering nicht einfach so. Sie muss von Herzen kommen, aber eigentlich noch mehr aus dem Innersten der Hirnwindungen. Und darauf vertraue ich.
Vor drei Jahren hat mich Omi gebeten, ihr bei der Suche nach einem passenden Heim für sie zu helfen. Ich hätte damals nicht gedacht, dass das so anstrengend ist. Wir haben zwar nur zwei Heime angeschaut, aber dazwischen lagen viele Gespräche. Ich wollte und musste herausfinden, was Omi wollte.
Das Haus wurde zunehmend unaufgeräumter. Omi schob Kisten herum. Ich frage mich noch heute, woher sie diese Kraft hatte. Das immerwährende Chaos hat mich bedrückt. Omi aber schien zielstrebig. Es gab aber auch immer wieder Einbrüche. Grosse Verzweiflung. Tränen. Dann wieder Gelächter. Herzliche Umarmungen. Trost.
Diese Zeit zwischen Juli und Oktober ist schwierig für mich. Gleichzeitig mit Omis Umzug kam mir immer wieder Mamis Sterben und der Tod meines Bruders in den Sinn. Die Leidensstränge überkreuzen sich. Ich war traurig in Momenten, wo ich energievoll sein wollte. Ich trauere um meinen Bruder und meine Mutter, aber eigentlich viel mehr um meine Familie, die so auseinander gerissen wurde.
Letzten Sommer schliesslich haben wir wirklich angefangen, das Haus zu räumen. Es hat fast ein Jahr gedauert, bis wir die Mulde bestellt und vollbepackt haben. Ich habe entsorgt und das Haus um Tonnen erleichtert. Und nun stehe ich da, der Sommer ist bald vorüber und der Herbst kommt. Noch nie habe ich einen Herbst in meinem eigenen Heim erlebt. Ich bin gespannt.