Bei aller Hoffnung bald mein Haus zu kaufen, leide ich doch darunter, dass mein Vater das Haus nicht mag. Ich wünschte mir von Herzen, er würde Dinge sagen wie: „Du schaffst das schon, Zora.“ oder „Es wird wunderschön werden, du wirst schon sehen.“ Aber das tut er nicht.
Ich gehöre nicht einer Familie an, die mit Wohlstand gesegnet ist. Mein Vater hat mir weder Autoprüfung noch einen schicken Erstwagen gekauft. Nein, ich war von Anfang an auf meine eigenen Beine gestellt. Ich bin nicht unglücklich darüber, denn es hat mich gelehrt, mich zu wehren.
Trotzdem bin ich manchmal neidisch auf Freundinnen, deren Eltern mal einfach so ein bisschen Geld zur Verlobung sprechen, ein Studium bezahlen oder teure Geschenke machen. Ich kenne so etwas nicht. Ob das wirklich elterliche Liebe ist, wage ich zu bezweifeln.
Mehr umtreibt mich noch die Frage, warum mein Vater das Haus so hasst, dass er es liebend gerne abreissen würde.
Es ist das Haus meiner Familie mütterlicherseits und nach der Scheidung von meiner Mutter hat mein Opa ihn des Hauses verwiesen. Ich verstand damals nicht, wie unglaublich gemein und verletzend das war. Aber ich ahnte und spürte, dass Menschen nun mal so ticken.
Mein Opa hat ihn dann auch um Verzeihung gebeten. Trotzdem ist die Wunde nicht geschlossen. Irgendwie hoffe ich, mit dem Kauf neues Leben einzuhauchen. Ich möchte so gerne, dass das Haus und die Wiese wieder belebt werden. Zu gerne würde ich Hühner halten. Wenn ich dann am Samstagnachmittag, im Sommer, auf der Terrasse sitze, würd ich ihnen zuschauen, wie sie herumhüpfen und glücklich sind.
Ich möchte die Fassade neu streichen, die Küche renovieren und die Räume neu einrichten. Aber das beste wäre, wenn ich dann meine Familie und meine Freunde einladen könnte. Wir würden in der kleinen Stube sitzen und der Kachelofen gäbe uns warm.
Ein bisschen Hoffnung habe ich dennoch, dass er es mögen wird.