In zehn Tagen ist sie sieben Jahre tot. Mir scheint, als wäre es hundert Jahre her. Ich sehe heute jünger aus als damals. Der Gram hat mich krumm gemacht.
Wenn ich an ihrer Strasse vorbei fahre, schaue ich nicht mehr zu ihrem Fenster, ob sie dasteht und wartet. Ich weiss ja, dass sie nicht mehr ist.
Aber am Anfang war sie überall. Ihr Geruch, ihre Habseligkeiten, ihre Kleider. Alles lag in meiner Wohnung herum. Ich konnte nicht anders, als mich mit ihr zu befassen. Ich trug ihr Herz aus Gold an einer Kette, bis man sie mir stahl. Ich verfluche den Dieb noch heute.
Die kurze Zeit, die uns beschieden war, brachte mich näher zu ihr hin. Ich begann zu überlegen, warum sie zu dem geworden ist, was sie war. Ich war gezwungen, mein eigenes Leben zu sezieren, wollte ich nicht so enden wie sie.
Ich hab ihr nie erzählt, warum ich keine Kinder habe. Der Frage bin ich immer elegant ausgewichen. Sie hat nie gefragt, warum ich ein Jahr vor ihrem Tod krank war. Die Sache mit der Weiblichkeit ist ein Lug. Man kann Brüste und ein breites Becken haben und trotzdem unfähig sein, ein Kind zu kriegen.
Ich bin nicht neidisch auf die, die Kinder haben. Ich freu mich für sie. Ich will nur mein eigenes Ding. Mein Haus. Das Schreiben. Freiheit. Glück. Ich bin meine eigene Herrin.
Ich wünschte mir, sie würde noch leben und mich in meinem baldigen Haus besuchen. Wir würden uns natürlich streiten. Aber ich wäre froh um sie. Ich vermisse sie.