Heute abend las ich ein Zitat einer Schweizer Politikerin. „Nicht jeder Todesfall ist eine Tragödie“. Ich fühlte mich von diesem Satz betroffen.
Es ist tatsächlich so, dass ich seit dem Tod meines Vater vor einem Jahr erleichtert bin, dass er gehen konnte. Es ist für mich nur schwer vorstellbar, wie er mit seiner Beeinträchtigung, der ständigen Bedrohung durch Erkrankung und Pflegeheim, seinem engagierten Streben nach Mitsprache und Teilhabe, nach Dabeisein so hätte friedlich weiterleben können. In dem Sinne ist für ihn sein Sterben wohl eine Erlösung.
Für uns als Hinterbliebene ist sein Tod hingegen eine Tragödie.
Er fehlt uns so sehr mit seiner leisen feinen Stimme. Er fehlt mit seiner Sanftheit und seinen klugen Bemerkungen.
Ich erinnere mich an so vieles.
Ich erinnere mich an die Kaninchenausstellungen, wo er aktiv mit dabei war und wir Mädchen Lose verkauften, sein Lob erhielten, weil wir wirklich gut waren. Er war ein grosser Tierfreund, ein Mann, der sich über so viele Jahre Wissen angeeignet hatte, das er auch weitergeben konnte.
Ich erinnere mich an jenen einen Volkslauf, wo er mich anfeuerte, dass ich schnell rannte, zwei Jahre nach meinen Hüft-OPs, nachdem ich wieder gelernt hatte zu laufen. Er liebte den Sport, selbst als er selber nicht mehr gehen konnte, hat er es geliebt, zuzusehen wie andere Höchstleistungen vollbrachten.
Ich erinnere mich daran, wie er mir geduldig zugehört hatte, wenn ich Sorgen hatte. Meist stand er dabei in seinem Kaninchenstall, fütterte die Tiere. Er nickte. Stellte Fragen. Er gab nie Ratschläge. Er ist für mich ein role model, was Vater und Mann sein angeht. Er war fair und liebevoll. Ich rechne es ihm hoch an, dass er bis zu seinem Tod dafür gesorgt hat, dass es seiner Frau gut geht.
Nun, er fehlt. Für uns Hinterbliebene ist sein Tod eine grosse Tragödie. Es hätte noch so viel mit ihm zu erleben gegeben. So vieles bleibt ungesagt und un-erlebt. Für ihn ist sein Tod bestimmt eine Erlösung gewesen. Er litt unsagbar. Für uns ist sein Tod ein Verlust.
Was bleibt, ist die Erinnerung an einen liebevollen, wunderbaren Menschen. Einen engagierten, liebenden Vater. Einen Geniesser. Einen Tierfreund, einen Naturliebenden. Er fehlt.