Dach über dem Kopf.

Seit einigen Tagen ist unser Haus nun eingerüstet und – durch gute Handwerkskunst – ein neues Dach über unseren Köpfen entstanden. Es lebt sich mit einem Mal ganz anders.

Ich bin überglücklich über unser Dach. Das Haus kühlt bei tiefen Temperaturen weniger rasch aus. Kaum vorstellbar, wie meine Grosseltern in den 80ern und 90ern in diesen schlecht isolierten Räumen gelebt bzw. gefroren haben.

Noch dauert es einige Tage, bis auch die Fassade renoviert ist. Ich kanns mir noch gar nicht richtig vorstellen. Unser Paulahaus kriegt quasi ein Facelifting. Mir ist bewusst, wie sehr ich dieses Haus liebe.

Wie schon in den vergangenen Jahren hält unser Haus immer wieder Überraschungen für uns bereit. So fand unser Dachdecker im für uns schwer zugänglichen Estrich Pakete mit ungebrauchten roten, sechseckigen Plättli. Diese gehören in die Küche. Ebenfalls im Estrich fanden die Handwerker Zaunmaterial, teilweise verrostet, teilweise aber noch in sehr gutem Zustand.

Lustig fand ich die Tatsache, wie viele Menschen quasi Sightseeing betrieben und vom Parkplatz über unserem Haus die Renovationsarbeiten mitverfolgten. Für einen kurzen Moment war ich versucht, einen Bratwurststand und ein Kässeli aufzustellen.

Leider erlebt mein Vater all das nicht mehr mit. Ich wäre gespannt, was er darüber denkt. Ich bin aber sehr froh, dass das Haus so die nächsten Jahre erhalten bleibt. Schliesslich ist es der Sitz meiner Familie seit bald 70 Jahren.

Natürlich gibt es auch weiterhin Dinge im Haus zu erledigen: das Bad sieht immer noch aus wie in den 50ern, der Boden im Gang ist mit Teppich überklebt, darunter ist ein schöner alter Parkett.

Manchmal wünschte ich mir, das Haus könnte erzählen, was es in den letzten 180 oder mehr Jahren schon erlebt und gesehen hat. Ich wüsste zu gerne mehr über die Menschen, die vor mir hier lebten. Einiges ist erhalten geblieben, wie beispielsweise Gerichtsakten über einen Nachbarschaftsstreit, der vor bald 100 Jahren hier herrschte.

Das Haus zeugt vom vielfältigen Leben in diesem kleinen Städtchen. Ich bin sehr froh, kann ich es erhalten. Zumindest solange, wie ich selber lebe.