(k)ein Nachruf auf meinen Vater

Am Donnerstagabend ist mein Vater verstorben.

Die Beisetzung meines Vaters findet in einigen Tagen statt und ich darf seinen Nachruf verfassen. Dazu muss ich sagen, dass ich es liebe, gute Nachrufe zu lesen. Mein Vater und ich haben jahrelang den Appenzeller Kalender gelesen und uns darüber am Telefon ausgetauscht. Diese Lektüre prägt, wenn man selber in die Lage kommt, über einen lieben Verstorbenen zu schreiben.

Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Vater führt einem immer wieder zu sich selbst zurück:
Wer bin ich? Woher komme ich?
Was ist mir wichtig? Wo will ich hin?

In meinem Fall ist es so: ich bin die Tochter meines Vaters. Er war federführend, was die Erziehung von mir und meiner Schwester betraf. Er hat uns geprägt mit seiner Liebe zur Natur, familiären Werten, der Liebe zum Kanton Thurgau (und auch zum Kanton Jura – aber das ist eine ganz andere Geschichte.) Ich verdanke meinem Vater die Fähigkeit zu fliegen: Er liess mich einfach ziehen, auch wenn ich weiss, dass es ihm fast das Herz gebrochen hat.

Mein Vater bemerkte vor einigen Jahren beiläufig, dass ich „es“ nicht von ihm hätte. Er meinte damit das Schreiben. Das mag vielleicht sogar stimmen. Er war eher ein Mann des Wortes. Mein Vater konnte, trotz seiner eher schüchternen, bescheidenen Art, vor Leute hin stehen und etwas sagen. Das habe ich immer sehr bewundert und ihn dafür geliebt. Ich war immer sehr stolz auf meinen Vater, weil er so ein guter Mensch war. Er fehlt mir so.

Während ich das hier schreibe und nachdenke, google ich meinen Vater.
Ich finde Fotos von ihm aus früheren Jahren, wie er sich kraftvoll und strahlend unter Menschen bewegt. Das Lachen habe ich zweifelsohne von ihm. Es gibt von ihm (und mir) kein Foto, wo wir lächeln. Entweder ganz oder gar nicht.

Wir haben die gleichen Gesichtszüge, sind aus einem Holz geschnitzt.
Wir waren es.

Wie du Abschied nehmen kannst

Abschied nehmen ist vielleicht die andere Seite des sich Verliebens: Man nimmt Abschied von jemandem, den man gerne hat. Man lässt ihn langsam los, im Wissen, dass der gemeinsame Weg bald einmal zu Ende ist.

Wenn man weiss, dass der gemeinsame Weg nicht mehr lange dauert, ist die Zeit eine relative Sache. Es vergeht alles schnell und gleichzeitig sehr langsam. Es gibt noch so viel zu besprechen, derweil alle Worte fehlen.

Das Leben ist eine Sache, der Tod, das Nichtmehrsein eine andere. Was gibt es da noch zu bereden?

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Omis Satz

Beim Aufräumen stosse ich auf ein orangefarbenes, grosses Couvert.
Ich öffne es. Fotos, Zeitungsartikel und einige Quittungen fallen heraus.
Ich lese alles durch. Ich weiss nicht, was sich Omi dabei gedacht hat.
Dann drehe ich das Couvert um.
Der Papierstreifen über dem Klebestreifen ist beschriftet.

„Ich liebe Dich sehr! 18.2.2011!“

Sechs Jahre vor ihrem Tod verpackt Omi wichtige Dinge in dieses Couvert und versteckt es in einer der vielen Schubladen dieses Hauses.
Wie benommen sitze ich da und streichle über diesen Satz, den sie vor vielen Jahren an mich geschrieben an.
Ich klebe den Streifen an meinen PC-Bildschirm, neben ihr Foto.

Machs gut, lieber Rudi

Vergangene Nacht starb Rudi. Er wurde 90 Jahre alt.

Ich habe Rudi nie getroffen, doch über Twitter waren wir über fünf Jahre lang befreundet. Er hat mich herzlich unterstützt, sei es in meinem Schreiben oder während Omis Demenz.

Als ich „Lavinia Morgan“ überarbeitete, hat er mich immer wieder via PN und Mail motiviert, weiter zu machen, (mich und das Buch) nicht aufzugeben. Auf das fertige Werk (und mich) war er dann sehr stolz.

Es hat mich sehr gerührt, dass er mich als „Enkelin“ bezeichnet hat. Das geschah in einer Zeit, in der mich meine Omi vergessen hatte. Es tat gut, einen Menschen aus ihrer Generation da zu wissen. Er hat Twitter für mich zu einem guten Ort gemacht. Seine Menschenfreundlichkeit und seine Begeisterungsfähigkeit werde ich nie vergessen.

Rudi gehörte zu meinem literarischen Freundeskreis: Wie oft hat er mir und meiner Familie mit seinen schön formulierten, liebevollen Kommentaren eine Freude gemacht! Er hat mich getröstet, als Omi im Sterben lag. Er tat dies aus der Warte des weisen alten Mannes, ohne jemals arrogant zu wirken. Rudi muss sehr viel erlebt haben; verbittert war er aber nicht.

Die letzten Monate habe ich nichts mehr von ihm gelesen. Ich ahnte, dass er sich nun auf seinen letzten Weg machen würde.

Lieber Rudi, ich wünsch dir eine schöne Reise und grüss all jene, die ich vermisse. Danke für alles!

Altlasten

Lange habe ich in den letzten Jahren nach Mamis Schulheften gesucht. Als ich noch ein Kind war, durfte ich sie nämlich auf dem Estrich lesen. Ich liebte Mamis Aufsätze. Sie schrieb wirklich gut und vor allem sehr anschaulich. Ihre Schrift war gross, rund und offenbarte ihr grosses Talent zur Beobachtung. Heute sind diese Hefte allesamt verschwunden und ich bedauere es sehr. Ich wünschte, ich hätte sie vor der Entsorgung retten können.

Meine Mutter hat mir oft von den Misshandlungen erzählt, die sie, Jahrgang 51, in der Schule erdulden musste. Da war von Schlägen mit dem Massstab auf ihre Hände und zuhause Schläge mit Kleiderbügeln die Rede. Das hat mich immer sehr erschreckt.

Von der 1. bis zur 4. Klasse war ich nie von körperlicher Gewalt von Lehrern betroffen. Das lag aber vielleicht auch daran, dass wir damals schon weibliche Lehrpersonen hatten. Ab der 5. Klasse war alles anders. Ich habe es mehrere Male erlebt, dass geschlagen und herum geschrien wurde. Das hat mir immer sehr grosse Angst gemacht.

Mein heutiger Beruf macht mich sensibel für verbale und körperliche Gewalt. Ich wehre mich dagegen. Die Altlast von damals ist meine Kompetenz von heute.

Geschenke

Vor einem Jahr war alles anders, dachte ich vor einigen Tagen.
Ich konnte mir nicht vorstellen, wie das Leben ohne Omi aussehen würde. Oder könnte.
Zwischendurch überkommt mich die Trauer um Omi wie eine grosse, warme Welle.
Ein Bild. Ein Gedanke. Ein Lied.
Meine Tränen fliessen einfach.

Immer wieder verspüre ich den Wunsch, ihr zu zeigen, was wir mit dem Haus machen, wie wir leben und wie wir das Andenken an sie hoch halten. Es gibt noch soviel zu tun, dass wir eigentlich keine Zeit haben, Trübsal zu blasen.

Und doch: Sie fehlt.
Zwischendurch sehe ich mir Videos von ihr an, die ich im Pflegeheim gemacht habe, weil ich wusste, ich will und muss mich an ihre Stimme erinnern. Auf einem Video hat sie gesungen und Quatsch gemacht. Sie schaut schelmisch in die Kamera und zwinkert mir zu. Wenn ich wirklich traurig bin, schaue ich mir das an und lache und weine.

Omi hat mir zeitlebens so viele Geschenke gemacht. Sie hat mich vor allem, was nicht gut war, beschützt und mir immer gezeigt, dass ich liebenswert bin. Ich habe versucht, am Ende ihres Lebens einfach da zu sein. Es hat mir fast das Herz herausgerissen. Dank Omi habe ich viel gelernt über Langsamkeit, Geduld, Humor und die Liebe.

Vielleicht ist das grösste Geschenk von Omi jenes, dass ich heute über Demenz schreiben und sprechen darf. Dass ich so vielleicht anderen Angehörigen helfen kann, nicht zu verzweifeln, sondern einen Weg zu finden, mit dem Vergessen umzugehen. Dafür bin ich Omi dankbar.

Schreibe.

Als ich nach Omis Tod ihre Sachen sortieren musste, fiel mir eine Kiste in die Hände.
Darin befanden sich Briefe und Postkarten, die ich Omi in den letzten Jahren geschrieben habe.
Es hat mich sehr berührt, dass sie alles von mir aufbewahrt hat.

Meine Kinderzeichnungen. Meine ersten Versuche als Schriftstellerin.
Ich war gerade mal sechs Jahre alt und schrieb mir die Buchstaben von der Seele.
Omi hat sich immer darüber gefreut und bestärkte mich darin, weiter zu machen.

Beim Durchschauen der Briefe und Karten entdecke ich mein eigenes Leben wieder.
Auf Ferienreisen oder Tagesausflügen schrieb ich Omi einige Zeilen.
Wenn ich irgendwo eine Postkarte mit einem Appenzeller Sennenhund sah, musste ich sie kaufen und sofort an Omi schicken. Omi liebte Hunde.

Auch ich habe Omis Briefe aufbewahrt.
Sie liebte es, auf kariertes Papier zu schreiben. Ihre Schrift war zart und edel.
Sie berichtete mir jeweils, wie es Opa und dem Hund ging.
Das tat sie auch lange nach deren Tod.

Beim Aufräumen im Haus entdeckte ich vor einigen Jahren einen Brief, den sie an meine Mutter geschrieben hat. Sie verfasste ihn wenige Tage nach dem Tod meines Bruders. Sie flehte meine Mutter darin an, nicht ihr Leben wegzuwerfen. Ich weiss nicht, ob meine Mutter diesen Brief je erhalten hat.

Nach Opas Tod schickte ich Omi jeden Freitag einen Brief oder eine Karte mit A-Post, damit sie am Samstag etwas Nettes zu lesen hat.
Dank der Unzuverlässigkeit der Post, manchmal kamen die Briefe am Mittwoch an, hörten wir irgendwann mit diesem Ritual auf.

Jetzt, wo Omi ist nicht mehr da ist, fehlt mir das Schreiben von Hand noch mehr als früher.
Dass ich die Dankesbriefe an die Trauergemeinde von Hand schreiben konnte, war befreiend.

Ich weiss nicht, ob Omi in ihren letzten Lebensjahren noch lesen konnte.
Aber das war mir egal.
Schreiben ist etwas, das man nicht nur mit den Händen tut und mit den Augen sieht.
Es ist Sprechen mit dem Herzen.
Der kurze Gedanke an den lieben Menschen ist wie eine Umarmung.
Sie ist zeitlos.

Musik verwandelt sich in Worte

Meine Familie mütterlicherseits war immer sehr musikalisch.
Ich bin es nicht.
Ich spiele kein Instrument. Noten lesen habe ich mir irgendwann selber beigebracht.
Singen tue ich seit mehreren Jahren nicht mehr. Eine chronische Angina hat meine Alt-Stimme ins ewige Grab getrieben.

Meine Schwester lernte Flöte spielen. Da ich nach Beginn der zweiten Klasse ins Dorf H., dem untersten Teil des Rektums des Kantons Thurgau, zog, war es offenbar zu spät, noch in den Flötenkurs einzutreten.

Bitte versteht mich richtig, das werfe ich meinen Eltern nicht vor. Diese albernen Flötenabende vor den versammelten Eltern des Dorfes wären nie mein Ding gewesen. Ich wusste immer, dass ich schreiben wollte. Ich fühlte mich als Kind nur auf der Theaterbühne und in meinem Schlafzimmer wohl. Musik hatte da keinen Platz. Ich habe mein unmusikalisches Sein in der Primarschule teuer bezahlt. Ich kann bis heute nur schwer darüber sprechen.

Ich hätte furchtbar gerne Keyboard spielen gelernt. Aber mein Vater pflegte zu sagen: „Du musst in die Sekundarschule gehen. Dann hast du eh keine Zeit mehr für Musik und Musikunterricht. Du wirst die erste Debrunner sein, die je die Sek besucht hat.“

Wie hätte ich meinen Vater da enttäuschen können?

Mein Opa Walter hingegen fand es eine Verschwendung, dass ich kein Instrument spielen konnte. Er war multimusikalisch. Er spielte Saxofon, Klarinette, Geige, Zither und Querflöte. Am Ende seines Lebens schenkte Omi Paula ihm noch ein Keyboard. Ich kriegte das gleiche, nur leider keinen Unterricht dazu. Das Geld war zu knapp dafür. So wurde ich Opa keine würdige Musikpartnerin und wir liessen das Musizieren bleiben.

Als Sascha und ich begannen das Haus umzuräumen, stiessen wir auf ein Bild, geklebt auf Karton. Mein Uropa Henri ist, neben vielen anderen Männern darauf abgebildet. Er war damals, als das Bild gemacht wurde, Aktuar der Musikgesellschaft Harmonie Lichtensteig.

Ich liebe dieses Bild. Es sagt so viel aus über die Herkunft meiner Familie.

Ich erinnere mich noch immer an jenen Moment, als ein Mann auf dem Friedhof zu mir trat. Ich kniete, nahe den Tränen, am Grab meiner Mutter. Er hielt mich für die Gärtnerin. Er wollte wissen, wie eine Debrunner ins Toggenburg zu liegen kommt. Ich erklärte ihm, dass meine Mutter die Tochter meines Opas Walter und die Enkelin von Henri war. Er kannte sie alle beide.

Dann erzählte er mir die Geschichte wie in Lichtensteig der Zweite Weltkrieg ausgerufen wurde. Henri wurde mit seiner Trompete durch den Ort gekarrt. Er war damals 50 Jahre alt, mein Opa Walter 15.

Ich hielt die Geschichte lang für übertrieben. Erst jetzt, wo hier lebe, verstehe ich sie. Ich bin sehr dankbar, dass ich hier an diesem Ort leben darf. Ich hätte diesem mir unbekannten Mann, der mit mir diese Geschichte geteilt hat, sehr gerne von Herzen gedankt. Leider kenne ich seinen Namen nicht.

 

 

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Drei Frauen

Die Beziehung zwischen meiner Mutter und Omi war immer schwierig. Ich habe mich als Kind oft gefragt, warum dem so war, denn ich konnte es nicht verstehen. Meine Omi war mir immer der liebste Mensch. Warum meine Mutter sich mit ihr so stritt, fand ich unfair.

Als ich älter wurde, die Pubertät ist die Hölle auf Erden, verstand ich meine Mutter besser. Ich begann meine Mutter so zu hassen und mit ihr zu streiten, wie sie mit ihrer Mutter stritt. Ich gab meiner Mutter für alles, was in meinem Leben nicht so lief, wie ich es wollte, die Schuld. Das war ein gutes Gefühl.

Dann wurde ich älter. Meine Mutter und ich sprachen längere Zeit nicht mehr miteinander. Ich litt darunter, denn eigentlich wollte ich mit ihr auskommen, wollte, dass sie mich gerne hat und stolz auf mich ist. Ich vergass, dass es auch wichtig gewesen wäre, dass ich meinen Stolz auf sie zeigte. Das fiel mir schwer. Ich hielt sie für zu passiv. Zu wenig gebildet. Ich war überheblich, denn ich war der Meinung, wenn man sich auch nur ein klein wenig anstrengt, man alles im Leben erreichen kann.

Das stimmte ja auch, in meinem Fall. Als sie krank wurde, bemerkte ich, wie verworren alles war. Wie unglücklich meine Mutter war. Nichts war einfach. Im Angesicht des Sterbens schämte ich mich. Wenn jemand stirbt, dann spielt vieles keine Rolle mehr. Man lebt sein Leben plötzlich anders. So war es auch bei mir.

Ich sah, wie meine Mutter und meine Oma miteinander umgingen. Mir schien, als sei alles gesagt. Omi hat meiner Mutter alle Wut verziehen und meine Mutter begab sich in Omas Arme. Es war ein Geschenk und eine grosse Verantwortung, dass Omi und ich am Ende bei meiner Mutter sein durften.

Jahre später fand ich Briefe, die meine Omi an meine Mutter geschickt hat. Omi versuchte Worte für den Tod meines Bruders zu finden. Ich bemerkte, dass meine Oma sich unglaubliche Sorgen um meine Mutter gemacht hatte. Sie hatte erkannt, in welcher Krise meine Mutter steckte. Sie hatte Angst, dass sie sich umbringt. Die klaren Worte aber haben meine Mutter wütend gemacht. Sie mochte es nicht, wenn jemand in ihr Leben reinredete.

Meine Mutter hat mir kurz vor ihrer Trennung Briefe ins Welschland geschrieben. Sie beschrieb ihren Alltag an der Seite meines Vaters. Wenn ich diese Zeilen heute lese, steigen mir die Tränen ins Gesicht. In meiner Mutter steckte soviel literarisches Talent. Sie besass Witz, Klarheit, einen romantischen Geist. Sie hat nie ein Buch geschrieben. Ihre Tagebücher sind unvollständig. Vieles von dem, was sie wirklich bewegt hat, behielt sich für sich. Das ist unsagbar traurig.

 

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Arbeiten im Atelier

Nach bald anderthalb Monaten im Haus pendelt sich unser Leben langsam ein. Der Schnee ist weg. Der Frühling meldet sich langsam an. An meinen freien Tagen arbeite ich im Atelier unten. Ich habe freien Blick auf die Strasse und den noch nicht-existenten Garten.

Zum ersten Mal kann ich zusehen, wie die Schneeglöckchen, die Primeln und die Krokusse blühen. Hinter dem Haus spriessen die Knospen der alten Forsythie. Noch vor zwei Jahren, noch vor einem Jahr hätte ich niemals zu träumen gewagt, dass ich hier leben darf. Dass Haus und Land mir gehören.

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Ich hänge nicht an Besitz. Reich bin ich definitiv nicht.
Aber es befriedigt mich, dass ich im Haus meiner Familie lebe.
Meine schlimmsten Albträume haben sich nicht erfüllt. Ich hatte Angst, dass das Haus verkauft werden muss. Dass alles abgerissen wird. Meine Kindheit in Schutt und Asche liegend. Ich denke, mit uns als Bewohner hat das Haus eine Zukunft. Die Balken knarren zwar und ich habe manchmal Angst, dass sie brechen. Aber noch bietet uns das Haus Schutz.

Ich denke über unser Fotoprojekt nach. In einer Schachtel, die ich erst vor einigen Wochen entdeckt habe, fand ich viele Fotos meiner Urgrosseltern. Ich möchte die Aufnahmeorte herausfinden und die Fotos nachstellen. Mutters Grab muss ich noch bepflanzen. Das werde ich aber wohl erst nach Ostern tun, da die letzte Jahre über die Feiertage hinweg das Grab abgeräumt und die Blumen geklaut wurden.

Ich schreibe. In der Tanne vor dem Haus pfeift ein Vogel. Ich muss mich noch immer an meine Aussicht gewöhnen. Es ist so still hier. Der Strassenlärm dringt nicht bis zu uns herunter. Es ist kein Vergleich zu unserem alten Wohnort. Neben unserem Haus rauscht der Bach. Die Katze hat es bequem gemacht und beobachtet eine Kohlmeise. Alles ist in Bewegung.

 

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